Jump to Navigation

Selbstversuch: Mein Provence-Roman als E-Book 2

Dann der Abend auf der Frankfurter Buchmesse. Jeder will auf die wichtigsten Parties. Ich hatte Glück, eine Freundin hat mich bei der Fischer-Party eingeschleust. „Hier sind sie alle“, hat sie gesagt, die ganzen Verleger. „Die brauche ich nicht mehr“, dachte ich bei mir und nahm vom Tablett ein Glas Weißwein, „ich bin jetzt Self-Publisher.“
 
Und dann hatte ich diese schicksalhafte Begegnung. Ich lernte Andreas kennen, einen Buchcoverdesigner, einer, der den Markt richtig gut kennt, der aber vor allem weiß, wie ein Buch aussehen muss. Ich erfahre, dass die Leute im Buchladen nicht länger als eine Sekunde ein Buch anschauen und falls sie danach greifen, es nicht länger als acht Sekunden in der Hand halten. „Ich finde das irgendwie ernüchternd“, sage ich, „Mein Buch wird als E-Book nicht größer als eine Briefmarke im Onlineshop zu sehen sein.“
 
Durch meinen Kopf rauscht eine Bilderwelt. Pinien, Rosé, Weinberge, Steinmauern, Lavendel, Rockmusiker. Meine Frau hat im Urlaub mal einen pinkfarbenen Renault in der Provence aus dem Auto fotografiert. Cooles Bild, passt perfekt zu meinem Provenceroman, den ich geschrieben habe. Ich erzähle Andreas davon. „Was kostet so ein Buchcover eigentlich?“ Die Summe, die ich höre, übersteigt mein Budget. Normalerweise zahlt das ja auch der Verlag. „Ach so.“
 
Aber ohne Cover braucht man das Buch gar nicht anzubieten, auch wenn es auf dem Bildschirm des Readers keine große Rolle spielt. Für den Verkauf, für die Sekunde, wenn die Maus über das Buchcover rauscht, muss es stimmen. Über Buchgestaltung muss ich noch viel lernen.
 
Dann trinken wir zusammen. „Eigentlich“, erzählt mir ein Kollege aus der Markus Lanz Redaktion, „steht hier auch immer Ralf Husmann, aber der ist wohl auf einer anderen Party.“ Ich muss an sein Buchcover mit der Banane denken und frage mich, was das mit seinem Buch zu tun hat. Dann trinken wir weiter, alle zusammen, es wird später, der Abend immer lustiger. Andreas meint inzwischen, in mir einen Promi ausgemacht zu haben. Er sagt, ich sehe aus wie Jan Josef Liefers. Er will ein Foto von uns. Ich gebe mein erstes Autogramm. Dann fragt er mich, worum es in meinem Buch denn eigentlich geht. „Selbst schuld“, denke ich. „Gibt es etwas schlimmeres, als wenn jemand einem auf einer Party der Frankfurter Buchmesse den Inhalt seines Romans vermitteln will? Ich probiere es: „Es geht um einen Talentscout in einer Plattenfirma. Der hat vor 10 Jahren mal einen Hit entdeckt. Nur leider war der Künstler schwierig und hat sich aus dem Business zurückgezogen. Jetzt kommt so eine Art Robbie Williams und will ein Duett mit ihm aufnehmen. Meine Hauptfigur reist in die Provence, wo der Sänger glücklich mit seiner Tochter lebt, in die mein Held sich verliebt. Doch in dem Leben des ehemaligen Musikers spielt Musik überhaupt keine Rolle mehr. Er ist Hobbykoch und Gourmet geworden und genießt das Leben und es ist ein besseres. Da muss ein urbaner Musikmanager ohne französisch Kenntnisse in einem provencalischen Dorf leben, um einen Musiker zurück auf die Bühne zu bringen und eine Lebensentscheidung für sich fällen.“
 
„So in etwa ist das“, hänge ich dran und nehme noch einen Schluck. Andreas hört mir tatsächlich zu. Er gibt mir seine Nummer und sagt: „Klingt nett, melde dich mal.“ „Was für ein netter Mensch“, denke ich und rufe ein Taxi.