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Selbstversuch: Mein Provence-Roman als E-Book 4

Gestern habe ich mich mit der Seite von Epubli beschäftigt. „Buchdruck von morgen“ steht da. Und „Mein Buch, einfach schön.“ Ein Bild zeigt eine Frau mit einem E-Reader in der Hand. Der junge Mann, der an ihrem Rücken sitzt, schreibt ein Buch. „Ja“, denke ich, „Fotos sagen oft mehr als Worte.“
 
Ich lese alles genau durch, auch den Autorenvertrag. Immerhin komme ich da in sieben Tagen wieder raus, wenn es nicht läuft. Die Infos, die ich auf der Seite bekomme, sind genau die, die mir die beiden Gründer auf der Buchmesse gegeben haben. Es gibt zwei Varianten. Wenn ich mein Buch nur bei Epubli einstellen will und das Standardpaket wähle, kostet mich das nichts. Epubli verdient dann genau wie ich an jedem Buch. Ich bekomme 80 Prozent. Ich will mein Buch aber überall einstellen, auch bei Amazon und iTunes und wähle das Paket „Epubli Plus.“ Ich kaufe eine ISBN-Nummer für 19,95 Euro pro Jahr.
 
Jetzt kann ich mein Buch in allen möglichen Layouts gestalten und drucken lassen. Ich wähle ein Hardcover als Alternative zum E-Book und spüre, wie mir das Herz aufgeht, wenn ich daran denke, es mir per Post zuschicken zu lassen. Ein Roman von mir als richtiges Buch. Es kostet 16,25 Euro bei einer Seitenstärke von 210 Seiten. Nicht gerade günstig. Wenn ich 25 Stück kaufe, noch 15,11 Euro. Ein Zahlenspiel. „Aber wo will ich das denn verkaufen?“, frage ich mich. Genau darum geht es. Ich muss irgendwie in den Handel, zumindest in die Buchläden, die ich kenne und in die ich gehe. Lesungen wären auch nicht schlecht. Ich fange für einen Moment an, ans Geschäft zu denken. Wenn ich 10 Bücher für 16,25 Euro einkaufe und sie im Laden für, sagen wir, 19,25 Euro verkaufe, hätte ich mit meiner Erstauflage 30 Euro verdient. Doch die Leute müssen erst einmal zu meinem Buch greifen, wenn es neben „50 Shades of Grey“ und dem neuen Ralf Husmann liegt. Ich verstehe plötzlich Verlagsarbeit und Vertrieb, verdränge aber den Gedanken, denn darum geht es mir nicht.
 
Am Abend bekomme ich eine Mail von Andreas. „Von Liebe stand nichts im Rezept“ schlägt er als Titel vor. Und den Hinweis, dass ich bloß ein Taschenbuch und kein Hardcover drucken soll. Hardcover kauft kein Mensch mehr, schon gar nicht, wenn es sich um einen leichten Sommerroman handelt. Eigentlich sollte ich mich damit gar nicht beschäftigen, denn ich will ja ein E-Book und kein herkömmliches Buch veröffentlichen. Manchmal muss ich mich da selbst dran erinnern. Ich fühle mich irgendwie alt und konservativ. „Reiß dich zusammen“, denke ich, „du bist Self-Publisher.“ Nachher werde ich meine Literaturagentin anrufen. Diesen Anruf schiebe ich seit der Buchmesse vor mich hin. Sie ist eine Geschäftsfrau. Ich bin gespannt, was sie sagt, wenn ich von meinem Selbstversuch berichte.