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Selbstversuch: Mein Provence-Roman als E-Book 5

„Hat dir irgendjemand versprochen, dass du mit Deinem Buch Erfolg haben wirst?“ fragt meine Literaturagentin.
„Nein.“
„Immerhin“, sagt sie, „das ist ehrlich, denn es gibt keine Erkenntnisse über Erfolge. Niemand da draußen in der Verlagswelt weiß, ob Autoren, die Bücher selbst herausbringen, jemals Erfolg haben werden.“
 
Aber sie haben Angst davor, das weiß ich. Ich hatte auf der Buchmesse zwei Erlebnisse, die das verdeutlichen. Ein Verlagsleiter wollte mich kennenlernen, nachdem er mein Buch gelesen hat. (Ich schütze an dieser Stelle seinen Namen.) Das habe ich schon als einen Teilerfolg gefeiert.
Das Gespräch beginnt mit dem Satz. „Dein Buch ist toll, aber nichts für uns.“
Ich will wissen, warum.
„Das ist eine Genrefrage“ sagt er. „Das Buch ist nicht literarisch und keine pure Unterhaltung.“ „Doch“, werfe ich ein, „es ist Unterhaltung“. Vielleicht stampfte ich auch mit dem Fuß auf, während ich das sagte.
„Aber es pass nicht zu uns.“
Und dann erklärt er mir, dass Bücher immer einem bestimmten Genre angehören müssen. Dass ich mich entscheiden muss, ob ich ein Buch über Musik, die Provence, das Essen oder die Liebe schreiben will. Eines geht eben nur.
„Aber ich habe doch schon Bücher gelesen, in denen Musik gehört wird, in Frankreich gegessen und sogar geliebt wird.“
Das Gespräch läuft noch eine halbe Stunde, dann gibt er es auf. Bei einem sehr großen Verlag wollte eine Cheflektorin mich ebenfalls kennen lernen. Unterm Strich kam das gleiche raus. Es ging nur schneller.
„Ist zu viel über Musik drin, interessiert Frauen nicht.“
„Meine Frau interessiert sich aber für Musik“, sage ich. Ich kenne sogar noch mehr Frauen die das tun.
„Wollen Sie Ihr Buch nicht einfach umschreiben? Der Stil ist ja gut“, sagt sie.
„Nein, warum, wenn es Ihnen doch gefällt“. Danach hatte sie keine Lust mehr.
„Ich werde Self-Publisher“, sage ich.
„Viele Glück“, sagt sie und dann ist sie schon weg, zum nächsten Termin. Diesmal mit einem Autor, der nur über die Liebe schreibt. Ohne Sex und vor allem ohne Musik.