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Selbstversuch: Mein Provence-Roman als E-Book 8

Es ist die Technik, die gottverdammte Technik. Brauche ich wirklich einen Verlag, damit er mir ein E-Book erstellt? Die Tage waren hart. „Der Sound der Provence“ ist jetzt zwar als Taschenbuch bei Epubli zu bekommen, aber von einem E-Book bin ich weiter entfernt als jemals zuvor.
 
Die alte Technik schlägt die Neue. Es ist ein bisschen wie der Nadeldrucker im Laserdrucker-Zeitalter. Um einen Text bei Epubli hochzuladen, muss man ihn selbst konvertieren. Dazu braucht man ein Programm aus dem Internet. Calibre heißt das und glaubt man den Beschreibungen ist alles kinderleicht. Epubli warnt davor, denn ohne HTML-Kenntnisse wird es schwer. Sehr schwer, muss ich ergänzen. Zwar bietet Epubli den Service der Buchkonvertierung an, möchte aber gerne 79,95 Euro inklusive ISBN-Nummer dafür haben. Ich versuche es selbst, denn da muss man durch, wenn man einen Selbstversuch startet. Es ist mühsam und kostet mich Stunden. Dann schaffe ich es, den Text rüberzuschicken. Ich bin mir unsicher. Ich rufe die Hotline an. 14 Cent pro Minute aus dem Festnetz. Ich habe Glück und erreiche noch jemanden. Die Hotline ist von 9-16 Uhr besetzt. Das Finanzamt ist besser zu erreichen. Die Frau am Telefon ist sehr nett, sie prüft meine Eingaben, während sie mit mir spricht. „Alles okay Herr Heineke.“
 
Ich bin gespannt und widme mich jetzt dem alten Verfahren. Ich will ein Taschenbuch herstellen. Auch das erledigt Epubli für mich. Hier ist es einfacher. Ich lade eine PDF hoch und mein fertig designtes Cover. Schick sieht das aus. Zwar sehe ich Beschnittränder, aber das nehme ich nicht weiter ernst. Ein Fehler. Wenige Minuten später habe ich alles hochgeladen und noch ein wenig später steht es tatsächlich im Shop. „Der Sound der Provence“, mein erster Roman. Schon wenige Stunden später sind die ersten Bücher verkauft. Zu verdienen ist damit nichts, aber darum geht es mir nicht. Ich zahle pro Buch 9,25 Euro und verkaufe es für 13,90 Euro 20 Prozent von meinem Gewinn gehen an Epubli. Dabei habe ich kein schlechtes Gewissen, ich habe ein Jahr lang an dem Buch geschrieben.
 
Weil ich von Natur aus optimistisch bin, bestelle ich gleich 25 Stück. Ich will meine Bücher im Lager bei Epubli als Stockware lagern. Wird jetzt bei Amazon oder sogar in einer Buchhandlung mein Buch bestellt, geht es immerhin binnen zweier Tage an den Kunden. Das ist so wie bei anderen Verlagen auch. Und bei 25 Exemplaren bekomme ich 7 Prozent Rabatt. Das gefällt mir und ich lasse gleich nochmal 25 Stück drucken und mir per Post schicken, für den Eigenvertrieb. Schließlich will ich auch in die Buchläden und es ist bald Weihnachten. En Geschäft, das auch Epubli einkalkuliert, sie geben 15 Prozent Rabatt bis zum 15. November auf alle Weihnachtsbestellungen. Aber ich muss mich noch gedulden. 8-10 Tage lang.
 
Heute, vier Tage nachdem ich alles hochgeladen habe, bekomme ich eine Mail. Ich soll das Cover ohne Beschnittränder noch einmal schicken. Per Mail. Andreas ändert das Cover und ich schicke die geänderte Version rüber. Ich bekomme wieder eine Mail. Ich soll doch das ganze Buch noch einmal hochladen, mit dem neuen Cover und schon mal vorab bezahlen. Der Prozess beginnt von vorne. Das ist nichts gegen das E-Book. Freitag ruft mich ein Leser an. Ich gebe zu, er ist aus meinem Freundeskreis, so wie alle, die sich für mein Buch interessieren. Er sagt, er hätte es sich runtergeladen, aber Lesen sei eine Zumutung. Es wimmelt nur so von verkehrten Zeilenumbrüchen und eingestreuten Seitenzahlen. Es ist eine Katastrophe und genau dieses Wort benutze ich auch, als ich bei Epubli per Mail nachfrage, wie das kommt. Sie haben mir doch gesagt, dass alles in Ordnung sei. Es ist Freitag und es ist schon nach 16 Uhr. Die 14-Cent-Hotline hat Feierabend gemacht. Übers Wochenende ist niemand zu erreichen. Heute geht der Spaß von vorne los. Ich versuche wieder zu konvertieren, erfahre von Epubli, dass man ja nur gesagt hat, dass es technisch in Ordnung sei. Ich gebe es auf. Ich zahle zu den 19,95 jetzt noch einmal 60 Euro, damit Epubli das Buch konvertiert. Viermal habe ich heute mit ihnen telefoniert. Am Ende haben sie gewonnen. Ein Self Publisher ist nichts ohne eine 14-Cent-Hotline.