Porträt des „Darkside Park”-Autors
Der nette Herr Menger
Er hatte in der Schule in Deutsch zwar eine 5, gewann aber mit einem Drehbuch bei der Berlinale – Ivan Leon Menger überrascht in vielfacher Hinsicht. hörBücher traf den „Darkside Park“-Autor, der außen sehr freundlich ist, aber tief drinnen seine düstere Seite entdeckte.
Beim Schreiben hält es Ivar Leon Menger mit dem amerikanischen Philosophen Henry David Thoreau – er geht in den Wald. Klemmt sich einen Klappstuhl und sein MacBook unter den Arm, setzt sich ins Darmstädter Unterholz, macht sein Handy aus und wird kreativ. Im Winter auf der Rückbank seines Autos. Auch im Wald. „Nur so kann ich in Ruhe schreiben, da ich gar nicht erst in die Versuchung komme, mich selbst abzulenken“, sagt der 37-Jährige.
Offenbar bedarf es der Einsamkeit in der Natur, um Manuskripte für so abgefahrene Hörspiele wie „Der Prinzessin“, „Dodo“ oder Thriller wie „Plan B“ zu schreiben. Denn Menger selbst wirkt so ganz anders als die Ergebnisse seiner Textader. Ein Typ der Kategorie „zu nett, um wahr zu sein“. Er kennt das. „Viele Leute sind ganz überrascht, wenn sie mich kennenlernen und vorher meine Geschichten gehört haben. Jeder denkt, ich müsse ein dunkler und durchgeknallter Typ sein“, berichtet der Autor. Dabei schlummere die „düstere Seite“ schon ganz lange in ihm, sagt er lachend und zückt ein Tagebuch, das er vor kurzem gefunden hat.
Zehn Jahre alt müsse er damals gewesen sein, als er Menschen mit abgehackten Händen gemalt habe – vor dem Hintergrund der Burg Frankenstein, die wirklich so heißt und auf der er später seine Frau Nadine geheiratet hat. Menger erzählt von Geisterbahnen, die er für seine Freunde auf dem Dachboden gebaut habe, und wie er mit seiner Mutter im Dunkeln Verstecken gespielt habe. „Damals wurden die Weichen offenbar schon gestellt“, glaubt der nette Herr Menger schmunzelnd.
Wenn das sein Vater bloß geahnt hätte. Als Creative Director hatte Bernd Menger in den 70er-Jahren das Werbebüro Creativ Concept Menger in Darmstadt gegründet und für seine Konzeptionen zahlreiche Auszeichnungen erhalten. „Ich bin als Kind immer in der Agentur herumgeturnt, und schon ganz früh war klar, dass ich Werbedesign studiere und in die Fußstapfen meines Vaters treten würde“, erinnert sich Ivar Leon Menger.
Schule sei für ihn die Hölle gewesen, „da ich in allen Fächern außer Kunst eine Niete war und nur aufgrund der Fürsprache meines Kunstlehrers nicht ständig sitzen geblieben bin“. Nach dem Abi machte er folgerichtig in einer Werbeagentur ein Praktikum und studierte anschließend in Hildesheim Werbedesign – wo er nach seinen Erfahrungen in Werbeagenturen eigentlich nicht mehr viel habe lernen können. Auch war man an der Hochschule nicht gerade begeistert, dass er als Diplomarbeit einen 35-Millimeter-Film angefertigt hatte. „Aber mir war das egal, weil ich meinen Job in einer Frankfurter Agentur ja schon hatte“, berichtet Menger, wohl auch getreu des Mottos, das auf seiner Facebook-Seite zu lesen ist: „Das Leben ist zu wichtig, um es ernst zu nehmen.“ (Ernie Zelinski)
Durch seine Diplomarbeit hatte er Blut geleckt und wollte fortan unbedingt weiter Filme machen. Seine Vater zeigte sich weder begeistert, noch willens, ein zweites Studium zu finanzieren. Schließlich könne man in der Werbung ja auch Filme machen. „Ich hatte Design studiert und mich gefragt, was Film ausmacht. Die Antwort: Text. Da ich in der Schule in Deutsch immer eine 5 hatte, wollte ich Schreiben lernen.“