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Interview: Christian Bärmann (bär)

Jeff Kinney

„Ich nehme es sehr ernst, humorvoll zu schreiben“

Eigentlich habe Jeff Kinney ja für Erwachsene schreiben wollen – und erschuf dann mit „Gregs Tagebüchern“ eine der erfolgreichsten Kinderbuchreihen der Welt. Wie es dazu kam und wie er mit dem Phänomen „Greg” umgeht, erzählt der Amerikaner im BÜCHER-Interview.

Mr Kinney, sind Sie nach wie vor von Ihrem weltweiten Erfolg überwältigt oder haben sich Sie mittlerweile daran gewöhnt?

Es ist schon komisch … mein Alltag ist sehr normal, und ich habe kein wirkliches Gefühl dafür, wie sich meine Bücher im Handel schlagen. Daher bin ich immer überrascht, wenn ich Bücher signiere und dafür tatsächlich Menschen auftauchen.

2009 wurden Sie vom „Time Magazine” auf einer Liste mit den 100 Menschen, „die unsere Welt am meisten beeinflussen” platziert. Was ist das für ein Gefühl – gleichermaßen schmeichelhaft und angsteinflößend?

Ich war total überrascht, als ich erfuhr, dass ich zu den einflussreichsten Menschen gehören soll. Zuerst glaubte ich ja, es handele sich um einen Scherz. Als ich herausfand, dass sie es ernst meinten, dachte ich „hmm, ich bin nicht mal die einflussreichste Person in meinem eigenen Haushalt”.

In dieser Liste hängen Sie Stars wie Tom Hanks, Zac Efron und Jay Leno ab und sind damit auf einmal ein Teil der Popkultur. Geht damit auch eine Art Verantwortung für Sie einher?

Ich sehe mich in der Verantwortung, gute Bücher für Kinder zu schreiben. Die Gewissheit, dass Millionen von Menschen meine Bücher lesen, motiviert mich, den bestmöglichen Job zu machen und meine Verantwortung für das Schreiben guter Bücher nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Und ich nehme es sehr ernst, humorvoll zu schreiben.

Bei Amazon schreiben viele Eltern, dass Ihre Bücher den Nachwuchs – endlich – zum Lesen ermutigt hätten. Hatten Sie das, als zweifacher Vater, auch im Hinterkopf?

Mit meinen Büchern „widerspenstige” Leser zu erreichen, ist für mich die größte Überraschung überhaupt. Ursprünglich hatte ich „Gregs Tagebuch” für Erwachsene geschrieben, aber mein Verleger glaubte, dass die Serie besser für Kinder funktionieren würde – was für mich natürlich eine große Änderung war. Dass Kinder, die zuvor nicht gerne gelesen haben, zu meinen Büchern greifen, war nicht mein ursprüngliches Ziel – aber darüber bin ich nun besonders glücklich.

Sind Sie überrascht, dass „Greg” ein kulturübergreifendes Phänomen geworden ist?

Ja, es war eine große Überraschung für mich, dass Kinder auf der ganzen Welt meine Bücher lesen. Ich dachte ja, dass sich die Bücher zu „amerikanisch” anfühlen würden, aber ganz offensichtlich sind Geschichten über die Kindheit universell.

Ursprünglich wollten Sie mal fünf Tagebücher von Greg schreiben. Nun erscheint schon Band 6. Werden Sie Greg bis zum College begleiten?

Nein, denn ich habe beschlossen, dass Greg für immer im gleichen Alter bleiben wird. Er ist schließlich ein Cartooncharakter und keine literarische Figur. Und die besten Cartoonfiguren altern nicht.

Wenn Sie ein Buch für Erwachsene schreiben würden – wie würde Gregs älteres Pendant aussehen?

Ich glaube nicht, dass Greg ein glücklicher Erwachsener wird – er ist ein Opfer seiner eigenen Schwächen. Auf der anderen Seite kann ich mir gut vorstellen, dass Rowley Jefferson (Gregs bester Freund, Anm. d. Red.) ein glücklicher und erfolgreicher Erwachsener wird.

Greg ist ein egozentrisches Kind – muss er zuweilen als schlechtes Beispiel für Ihre eigenen Kinder herhalten?

Ich denke, dass meine Kinder – und Kinder überall auf der Welt – verstehen, dass Greg seine Schwächen hat und nicht als Vorbild taugt. Es gibt zwar manchmal Eltern, die sich ärgern, dass Greg kein gutes Beispiel abgibt, aber meiner Meinung nach sind Figuren, die immer das Richtige tun, langweilig.

Sie verarbeiten auch persönliche Erfahrungen in Ihren Büchern. Möchte Ihre Familie die Passagen absegnen, bevor Sie diese veröffentlichen?

Ich verstehe mich gut darauf, alle wahren Passagen zu fiktionalisieren. Bis es eine Geschichte aus meinem Leben ins Buch schafft, wurde sie bereits so oft durchgefiltert, dass der Moment, der sie inspiriert hat, beinahe nicht mehr zu erkennen ist.

Schreiben Sie mittlerweile in Vollzeit oder arbeiten Sie nach wie vor als Creative Director und Vollzeit-Vater?

Ich habe immer noch meinen Job als Creative Director bei Poptropica.com. Aber jetzt, wo der dritte Film von „Gregs Tagebuch” vor der Fertigstellung steht, habe ich die Möglichkeit, viel mehr Zeit mit meinen Kindern zu verbringen. Und das ist großartig.

Haben Sie eine Lieblingsfigur in der Kinderliteratur?

Ich habe schon immer Peter Hatcher gemocht, die Hauptfigur aus „Tales of a Fourth Grade Nothing” von Judy Blume.

Und wie sehen Ihre Pläne für die Zeit nach „Greg” aus?

Darüber denke ich derzeit viel nach. Ich habe schon ein paar Ideen, aber ich werde wohl immer komische Sachen schreiben – und immer für Kinder.

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