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Fotos: Reiner Mnich, Emiliano Leonardi

Literaturhäuser stellen sich vor: Rostock

Jugendliche Experimentierfreude

Im Oktober wird das Literaturhaus Rostock 25 Jahre jung und feiert die interdisziplinäre Vereinigung mit anderen Kunstformen wie Musik und Performance Art im Peter-Weiss-Haus. Ein Artikel aus BÜCHERmagazin 6/2015 von Katinka Friese.

Ein Vierteljahrhundert ist es her, dass eine Gruppe von enthusiastischen Schriftstellern, Wissenschaftlern und Übersetzern das Literaturhaus in der Hansestadt Rostock, damals im mittelalterlichen Stadttor „Kuhtor“, gründeten. 1990 war in vielen ostdeutschen Städten auch in der Kulturszene eine Aufbruchstimmung zu spüren. Die staatliche Zensur hinter sich lassend, war die Vereinsgründung für viele Kunstschaffende ein wichtiger Schritt zu freier Meinungsäußerung und weltoffenem, kulturellem Diskurs. Inzwischen ist das Literaturhaus in der Synergie mit anderen Bildungs- und Kulturvereinen im Peter-Weiss-Haus, dem Haus für freie Bildung und Kultur mitten im Stadtzentrum, verortet.

Das Haus ist eines der interessantesten Baudenkmäler in der Hansestadt, mit einer wechselvollen Geschichte: Als Ausflugsgaststätte mit Concert-Garten vor den Toren der Stadt in den 1860er Jahren erbaut, wurde es zu DDR-Zeiten zu einem Kulturhaus, dem „Haus der Freundschaft“, umfunktioniert. Nach jahrelangem Leerstand hat sich das Haus durch das Engagement zahlreicher Bürger zu einem belebten Ort entwickelt, an dem jeden Tag etwas Interessantes stattfindet: Lesungen, Theater, Filmvorführungen, Ausstellungen, Konzerte, Workshops, Podiumsgespräche … Auch für Kinder und Jugendliche bietet es einen offenen Raum mit vielen Angeboten und Spielmöglichkeiten. Neben den zwei Sälen sind auch das Café Marat und der Freigarten ein beliebter Treffpunkt für Kulturinteressierte. Seit Kurzem können Rostock-Reisende in dem Backsteingebäude, das seit 2010 Raum für Raum nach denkmalpflegerischen Vorgaben saniert wird, im neu eröffneten Hostel übernachten.

Der kürzlich verstorbene Harry Rowohlt sagte einmal über das Literaturhaus:„ … Rostock wäre nicht mein Rostock ohne das Literaturhaus“. In 25 Jahren bot das Literaturhaus eine Vielzahl von Literaturabenden mit bekannten Schriftstellern und neu zu entdeckenden Talenten, Hunderte Kinder- und Jugendliteraturveranstaltungen, und unterstützte weit über 100 Autor_innen aus Mecklenburg-Vorpommern durch seine Talentförderprojekte. Auch wenn das Rostocker Literaturhaus im Netzwerk-Verbund eines der älteren Häuser ist, so zählt es mit seinen 25 Jahren doch eher zu den jungen Erwachsenen. Denn auch das Publikum ist durch die jungen Betreiber und das kreative Umfeld ungewöhnlich jung. Es entstehen immer wieder neue Veranstaltungsformate jenseits der klassischen „Wasserglaslesung“, die das ästhetische Experiment suchen, wie beispielsweise in Zusammenarbeit mit dem Literaturhaus Kopenhagen die Ostseefestivals „Ton&Träume“ und „baand“ mit skandinavischen Künstlern, die neue Reihe „Lyrik an Musik“ oder die Performance „Sonoran Strange“, bei der das Publikum sich um eine kaktusförmige Leinwand im Raum bewegte, während die Spoken-Word-Artisten und Video-Künstler aus Arizona für alle Sinne wahrnehmbare Eindrücke ihres Landes vermittelten. Der Namenspatron des Hauses für Kultur und Bildung, Peter Weiss (1916-1982), international bekannter Dramatiker, Schriftsteller, Filmemacher und bildender Künstler, ist immer auch Inspirationsquell für das vielgestaltige Programm, das den gesellschaftlichen Diskurs mit ästhetischen Mitteln anregt.
Das Jubiläum wird am 9. Oktober 2015 mit einem literarisch-musikalischen Programm des Satirikers Wiglaf Droste und der Jazzlegenden Uschi Brüning und Ernst-Ludwig Petrowsky gefeiert. Auf die nächsten 25 Jahre mit vielen weiteren unvergesslichen Literaturerlebnissen!

Katinka Friese, Magistra der Literaturwissenschaften, Erziehungswissenschaften und Philosophie,  ist seit 2005 Programmverantwortliche des Literaturhauses Rostock.

Infos zu aktuellen Veranstaltungen: www.literaturhaus-rostock.de

 

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