Paola Mastrocola: Filippo und die Weisheit der Schafe

200 Schafe im Balliol College – so beginnt Paola Mastrocolas Roman, der im italienischen Original „Non so niente di te“ - „Ich weiß nichts über dich“ lautet. Die Schafherde hat Filippo Cantirami in den Hörsaal der Oxforder Universität gebracht, der mit seinem Kollegen Jeremy einen Vortrag über eine Berechnungsmethode halten wollte. Die Zuhörer überprüften kurz, ob sie nicht träumen, dann lauschten sie eine Stunde lang den Ausführungen in Anwesenheit der wolligen Nutztiere und verließen zum Ende nach den Schafen die Veranstaltung.

Nach diseen ersten acht Seiten samt der Schafherde im Hörsaal kommt der große Schnitt und der Leser macht sich mit der Familie von „Filo“ auf eine Ergründungsreise, wie der Bruder sich in diese Lage bringen konnte. Eigentlich war der 28-Jährige der Wunderjunge der Familie. Die Eltern wollten natürlich nur das Beste für ihn: Schon in der Jugend soll er jedes Jahr mindestens einen Monat zum Studienaufenthalt im Ausland, nach der Schulzeit geht es zum BWL-Studium nach London. Eigentlich sollte als Nächstes der Doktor in Stanford auf dem Karriereleiter folgen. Doch nach der Schaf-Aktion müssen sich Vater Gudio Cantirami fragen: Wer ist mein Sohn? Ist es möglich, dass er trotz regelmäßige Telefonaten seit Jahren lügt? Also, auf nach Oxford, an den Ort des Geschehens. Dort erfahren Filippos Eltern, dass ihre Sohn seit Jahren nicht mehr studiert…

Erwartungshaltungen im Elternhaus, Leistungsdruck in der Ausbildung und die Befreiung in ein selbstverwirklichten Lebens – am Ende wird klar, wie und warum Fil sein Leben selbst in die Hand genommen hat. „Filippo und die Weisheit der Schafe“ ist ein Buch über Mut, Glück und das eigene Leben, das den Leser bei einigen frechen und humorvollen Passagen häufig zum Nachdenken anregt.