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Ulli Lust

Flughunde

BILDER UND WELTEN

Informationen: , 24.99 €

Verlag: Suhrkamp

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Redaktion

Leser

Rezension

Marcel Beyer erzählt das Ende des Dritten Reichs aus zwei Perspektiven: der des Akustikers Hermann Karnau, der KZ-Häftlinge foltert, um ihre Schmerzensschreie aufzuzeichnen, und der der 15-jährigen Helga Goebbels. Die Adaption des Romans als Comic war ein risikoreiches Unterfangen.

Zum einen steht in "Flughunde" das Akustische im Vordergrund, alles Optische bleibt vage. Lust verwendet Soundwords: KRCK, öark, flap flap, BRRRR. Das Buch beginnt in grauer Morgenstille und wird stetig lauter, bis endlich die Bombeneinschläge Goebbels' Durchhaltepropaganda übertönen: RATATARATA, zerreißt es ihm in gezackten Linien das Gesicht, die Gesten bleiben ungesehen.

Zum anderen ist uns die Bilderwelt des Zweiten Weltkriegs vertraut. Wir haben die Schützengräben und seit Hirschbiegels "Untergang" auch den Führerbunker von innen gesehen. Lust umgeht die Kriegsästhetik, indem sie die Goebbels-Kinder beim Kriegspielen zeigt. Die tatsächlichen Schlachtfelder sind Rauchwolken und Schmerzensschreien. Die Untergangsästhetik umgeht sie nicht: Da sind die Offiziere, die im Bunker dem Tod entgegenfeiern, der Führer, der zitternd Schokolade frisst, die rechten Winkel und die Enge.

Berührend und verstörend sind die beiden Protagonisten, denen man sehr nahe kommt. Der sanftmütige Karnau, der die Männer, an denen er experimentiert, als Objekte wahrnimmt, den Goebbels-Kindern aber als einziger Erwachsener ehrlich und einfühlsam begegnet. Und Helga, blass und angespannt, die die Absurdität des Regimes und die Lügen ihres Vaters durchschaut, die ahnt, dass sie sterben wird und schweigen muss.

(ed)

Kurzbeschreibung

Seit dem Erscheinen seines ebenso brillanten wie erschütternden Romans Flughunde im Jahr 1995 gilt Marcel Beyer als »einer der besten jungen Romanciers der Gegenwart« (The New Yorker). Flughunde, mittlerweile in 14 Sprachen übersetzt, erzählt vom Ende des Zweiten Weltkriegs aus der Perspektive eines fanatischen Akustikers im Dienste der Nazis und aus der Sicht einer der Töchter Goebbels’, erzählt von der Instrumentalisierung der Sprache durch die Propaganda und von Experimenten mit menschlichen Stimmen. Ulli Lust, eine der bedeutendsten deutschsprachigen Comic-Künstlerinnen und erst kürzlich mit dem Comic-Oscar, dem Prix Révélation, ausgezeichnet, legt hier Marcel Beyers verstörendes Meisterwerk als Graphic Novel vor. »Das Renommierprojekt der Suhrkamp-Comics ist endlich da.« Die Welt Pressestimmen: »Mit dem Roman Flughunde hat Marcel Beyer 1995 sein Meisterwerk abgeliefert. Die Berliner Zeichnerin Ulli Lust hat daraus eine kongeniale Bild-Erzählung gemacht. Unablässig übersetzt sie Geräusche in Bilder – eine künstlerisch vielgestaltige Sensation.« Jens Balzer, Deutschlandradio Kultur »Originell und sehr nah an der Vorlage...« Thomas von Steinaecker, Süddeutsche Zeitung »Mit der Comicadaption von Flughunde hat Ulli Lust einmal mehr eine herausragende Graphic Novel gezeichnet. Nichts für Kinder und keine leichte Unterhaltung. Stattdessen ein unheimliches, verstörendes, seltsames Werk, das nachwirkt. Gewaltig und stark.« Zita Bereuter , ORF »Flughunde ist das aufwendigste und anspruchsvollste Werk in dem Graphic-Novel-Programm, mit dem der Suhrkamp-Verlag seit 2011 seine Produktpalette erweitert hat ... Es war eine durchaus gewagte Idee, den düsteren, in der Nazizeit spielenden Roman einer Zeichnerin anzuvertrauen, die zwar zu den besten im deutschsprachigen Raum gehört, bisher aber eher Gegenwartsstoffe illustriert hatte. Doch es hat funktioniert.« Matthias Heine, Die Welt »Ulli Lust schafft: einen sinnlichen Erfahrungsraum.« Anne Lena Mösken, Frankfurter Rundschau »Lusts kongeniale Adaption ... erweist der literarischen Vorlage ... alle Ehre und hebt sie zugleich auf eine neue Stufe ... Ein weiteres Mal zeigt Ulli Lust, zu welcher Intensität und Komplexität der Comic in den richtigen Händen fähig ist.« Lars von Törne, Tagesspiegel »Ein Buch, das lange nachhallt.« stern »Ulli Lust – die Weltverzauberin.« Lucy Fricke, Berliner Morgenpost »Eine bestürzend virtuose Graphic Novel.« Philip Dulle, Profil 21/2013 »Dabei bedient sich Ulli Lust des ganzen Instrumentariums comictypischer Lautdarstellungen. ... Es ist eine prägnante Bildhaftigkeit, der man sich kaum entziehen kann.« Katja Lüthge, taz. die tageszeitung »Ein außerordentlich sehenswerter, lesenswerter und sehr künstlerischer Comic.« Jörg Thadeusz, radioeins, RBB


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