89/90
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 19.99 €
Verlag: Luchterhand
Rezension
Noch ein Wenderoman? Ja, und was für einer! Peter Richter, Jahrgang 1973 und in Dresden aufgewachsen, blickt in seinem autobiografischen Roman zurück auf die Zeit des politischen Umbruchs, die er als Teenager erlebt hat. Mit 16 ist das Leben ohnehin ein einziges Durcheinander. Nachts sitzt man bei Kerzenlicht im Schwimmbad rum und ist besessen von den Gedanken an Mädchen. "Wir waren in einer Phase der Unschuld, die wir natürlich für das Gegenteil hielten: War jemals jemand so erwachsen wie wir?" Richters wunderbar frisch erzählter Rückblick beginnt im April des Jahres 1989 und endet am 3. Oktober1990. Dazwischen der übliche DDR-Alltag mit Rock-Konzerten und Fußball-Spielen, mit Liebeleien und Wehrkundeunterricht. Da findet eine Revolution statt - "und was zieht man dazu eigentlich an? Was Festliches? Oder eher was Wetterfestes?" Die größte Herausforderung sind jedoch die unvermeidlichen Zusammentreffen mit Skinheads und Neonazis, jenen "Glatzen" mit ihren Bomberjacken und Springerstiefeln, die niederknüppeln, was ihnen nicht passt: Es sind grauenvolle Szenen, die Richter, nicht mehr ganz so locker im Ton, da beschreibt. Die Schläger dürften nun zwischen 40 und 50 sein. Nicht nur in Dresden kann man ahnen, was aus ihnen geworden ist.
(sti)