Bleeding Edge
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 29.95 €
Verlag: Rowohlt
Rezension
Die New Yorker Literaturgröße Thomas Pynchon hat erneut ein Werk verfasst, an dem sich ebenso viel loben wie kritisieren lässt. Wer Pynchons frühere Werke schätzt, den erwarten auch diesmal rund 600 Seiten geistreiche, ironische Lektüre voller Anspielungen auf politische, kulturelle und historische Ereignisse. Des Autors gewohnte Geringschätzung für die Mainstream-Kultur drückt sich am höflichsten in seinem Begriff "Morgenshow-Idiotie" aus. Wie immer kreiert Pynchon eine Schar von Charakteren, die meisten von ihnen verschroben, gar unsympathisch. Einer ist von der Frage besessen, wie Hitler gerochen hat. Ein anderer kann nicht einmal eine gebannte Miene machen, ohne von seinem Autor karikiert zu werden: Einen solchen Gesichtsausdruck sehe man nur in alten Disney-Trickfilmen. Protagonistin ist Maxine Tarnow, eine New Yorker Betrugsfahnderin. Tarnows Ermittlungen laufen vor dem Hintergrund des 11. September, den die Bloggerin March Keleher mit der Machtergreifung der Nazis vergleicht. Der Banker Horst wundert sich wiederum, wieso ausgerechnet die Aktien der zwei Fluggesellschaften, deren Flieger entführt wurden, eine Woche vor dem 11. September so stark an Wert verlieren. Wörter wie "Insider-Job" und "Kennedy-Attentat" wirken an einigen Stellen wahnwitzig.
(ang)