Eigentlich ist nichts mehr zu retten. Art und Marion Fowler, beide Anfang 50 und arbeitslos, können die Hypotheken für ihr Haus nicht mehr bezahlen. Vor dem Aus steht, nach 30 Jahren, auch ihre Ehe: Die gegenseitigen Verletzungen, die längst verjährt sein sollten, haben sich in zerstörerischen Erinnerungen manifestiert. O'Nans schmaler Roman "Die Chance" erzählt von einem letzten gemeinsamen Wochenende, das die Fowlers in Kanada, an den Niagara Falls verbringen, "als könnten sie…in diesem legendären, brodelnden Kessel des Neuanfangs…wieder zueinanderfinden". Das wünscht sich jedenfalls Art. Und weil er die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben hat, hat er eine Sporttasche voller Bargeld bei sich, die allerletzten Reserven, um sein Glück wenigstens im Casino herauszufordern. Wie diese beiden sympathischen Figuren sich einander annähern und wieder Distanz aufbauen, jeden Streit im Keim zu ersticken versuchen, gegen Hoffnungslosigkeit, Trauer, Angst ankämpfen, zwischen Resignation und Zuversicht schwanken und sich ein letztes Mal aufbäumen, erzählt O'Nan, ein Meister in der Darstellung komplexer Beziehungsgeflechte, auf berührende Weise. So wie er dabei feinste Schwingungen benennt, gleicht der Roman einem fein austarierten Kammerspiel - mit einem wunderbaren Ende.
(sti)
Gemeinsam machen Marion und Art Fowler eine Pauschal-Busreise zu den Niagarafällen, wohin sie dreißig Jahre zuvor auch ihre Hochzeitsreise geführt hat. In ihrem Gepäck befindet sich ihr gesamtes restliches Barvermögen, denn Art – vor seiner Entlassung Versicherungsmakler, also mathematisch begabt – glaubt zu wissen, wie man beim Roulette gewinnen kann. Sie schmuggeln das Geld nach Kanada ein, wechseln es in Jetons und beziehen in einem Casino eine teure Hochzeitssuite, die sie sich leisten, weil es ja ohnehin egal ist. Arbeitslos und verschuldet, wie sie sind, haben sie nichts mehr zu verlieren. Das Haus, in dem ihre Kinder groß geworden sind, muss verkauft werden, ihre Ehe, von Seitensprüngen untergraben, steht vor dem Aus.
Also greifen sie nach dem letzten Strohhalm: tagsüber beim Sightseeing an den spektakulären Wasserfällen, vor allem aber abends, im Casino. Sie spielen am ersten Abend und am zweiten. Und setzen alles auf eine Karte.
Ein heiterer, sogar tröstlicher Roman über Zuversicht, Verzeihen und letzte Chancen, der eindringlich vor Augen führt, dass Liebe – wie das Leben selbst – mitunter ein Glücksspiel ist.
«Wer diesen Roman aufschlägt, dem ergeht es wie im Kino, wenn er sich zurücklehnt und die Lichter ausgehen: In leuchtenden Farben spult sich ein Film vor seinen Augen ab.»
THE LOS ANGELES TIMES
Stimmen zum Buch
Stewart O'Nan scheint eine Art absolutes Gehör für die Töne des alltäglichen Lebens zu haben, für den tieferen Sinn von kleinen Zärtlichkeiten und gewöhnlichen Gemeinheiten, für die vielfältigen Geräusche einer langsam erlöschenden Ehe (Süddeutsche Zeitung)
Ein intimes Ehe-Kammerspiel, erzählt mit der Stringenz und Verknappungskunst einer klassischen Novelle. (Deutschlandradio)
Wohl jeder, der länger verheiratet ist als ein Jahr, wird sich irgendwo in den feinen Beobachtungen dieses erstaunlichen, beglückenden Werkes wiedererkennen. Stewart O'Nan, dieser Meister des barmherzigen Realismus, ist eben noch immer einer der besten Autoren der amerikanischen Gegenwartsliteratur. (Frankfurter Allgemeine Zeitung)
Ein wichtiger Roman, dern man unbedingt zwischen Jonathan Franzen und John Updike stellen sollte. (Mitteldeutscher Rundfunk)
Virtuos und berührend. (stern)