Niemand trete in einer Winternacht händereibend vor das Feuer in einem LCD-Fernseher, sagt W. Dabei ist W. ein Ostberliner Reisereporter, der selbst nie irgendwo hinreist. Er ist erstaunt, als er aus der Redaktion geschasst wird, hat er doch bisher erfolgreiche Reportagen geschrieben. Wen interessiert schon die Wirklichkeit? Ihn nicht!
Das Buch ist eine Fortsetzung von „Ich schlage vor, dass wir uns küssen“, und viele Passagen sind in ihrer Mischung aus kauzigem Pamphlet, absurdem Witz und tiefsinniger Ironie schreiend komisch.
Die Geschichte dazwischen ist allerdings ein eher loses Netz.
(md)
»Nicht fördernd ist es, wohin zu gehen.«
(I Ging, Das Buch der Wandlungen)
W., der Held aus Rayk Wielands hoch gelobtem Debüt »Ich schlage vor, dass wir uns küssen«, ist jetzt etwa vierzig Jahre alt und Reisereporter. Ungewöhnlich ist nur, dass er nicht reist. Seit 1989 hat er, der im Osten Berlins lebt, kein einziges Mal die Grenzen der ehemaligen DDR überschritten. Die Reisefreiheit, so lautet W.s Credo, ist immer die Reisefreiheit der anderen. Seine Reportagen, die in der renommierten International Geographic Revue erscheinen, sind allesamt erfunden, aber sie kommen beim Publikum außerordentlich gut an. Als jedoch ein Text über Nordkorea von der diplomatischen Vertretung des Landes beanstandet wird, fliegt er auf und aus der Redaktion.
Der Skandal lässt W.s Leben in Turbulenzen geraten. Er ergraut von einem Tag auf den anderen und beantragt Asyl in der nordkoreanischen Botschaft. Leider hat er nicht die geringste Ahnung, wie es weitergehen soll. Widerwillig tritt er die erste Reise seines Lebens an. Sie führt ihn an die Große Chinesische Mauer und zu Feuern, die nicht brennen …