Morgen werde ich zwanzig
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 22 €
Verlag: Liebeskind
Rezension
Alain Mabanckou kehrt an den Ort seiner Kindheit zurück: Point Noire in der (noch sozialistischen) Republik Kongo. Hier wächst der 10jährige Michel mit seiner Mutter Pauline auf und ihm verleiht der Autor seine Erzählstimme. Michels Stiefvater lebt nur tageweise bei seiner Zweitfamilie - herrliche Momente für den Jungen, der seinen Papa Roger gern öfter daheim sähe. Stattdessen trifft man dort häufiger Onkel René, der sich selbst als kapitalistischen Kommunisten bezeichnet und dem Jungen zwar Klassenkampf und Proletariat erklärt, vor allem aber am eigenen Besitz interessiert ist. Als Papa Roger eines Tages ein Radio mitbringt, zieht heimlich die große weite Welt in Michels Zuhause ein. Die 1970er neigen sich ihrem Ende zu: der persische Schah wird gestürzt, die roten Khmer vertrieben und Diktator Idi Amin gelingt die Flucht nach Saudi Arabien. Und so blickt der Leser mit Michels kindlichen Augen auf das Weltgeschehen, seine Freundin Caroline und natürlich seinen Familienalltag, denn der Junge erzählt einfach, was er sieht und oft nicht deuten kann. Auch in der Familie mangelt es nicht an dramatischen Geschehnissen, denn ein Schamane diagnostiziert die jahrelange Unfruchtbarkeit von Michels Mutter als Werk des eigenen Sohnes.
(jk)