Im März 1951 zog eine Prozession durch Rom, die man "den Marsch der müden Tiger" nannte. Alte Männer mit riesigen behaarten Pranken und Gesichtern aus dem Verbrecheralbum forderten Geld und Unterkunft, denn die neue Welt hatte sie verstoßen. Die USA hatten 1945 beschlossen, zusammen mit Hilfsmitteln auch inhaftierte Fußsoldaten der Mafia in ihre alte Heimat zurückzuschicken. Ihr Schicksal wäre längst vergessen, wenn nicht der Journalist Gian Carlo Fusco (1915-1984) das Vertrauen jener "indesiberabili" gewonnen und ihre Geschichten festgehalten hätte. Mit den "Unerwünschten" erweitert Berenberg sein erlesenes Programm um ein weiteres Glanzstück.
(ub)
Als der Zweite Weltkrieg zu Ende war, gingen die amerikanischen Sieger daran, ein altes Problem zu lösen: Was tun mit den Italienern, die die USA in eine blühende Landschaft des organisierten Verbrechens verwandelt hatten? Die Lösung bekamen viele Gangster zu spüren, als sie 1945 aus dem Gefängnis direkt in ihre alte Heimat Italien zurück verfrachtet wurden. Hier nahm man sie nicht mit offenen Armen auf. Legenden wie Lucky Luciano, gewohnt in Saus und Braus zu leben, landeten auf einer dürren Insel oder in den beengten und überwachten Verhältnissen der Provinz. Gian Carlo Fusco, Entertainer, Schauspieler und ein noch zu entdeckender populärer Chronist der jüngeren italienischen Geschichte, hat ihre Geschichten aufgeschrieben. Ein ebenso merkwürdiges wie bitteres Kapitel, das nebenbei die Repatriierung der Mafia einleitete.
Rezensionen:
»Von literarischer Rafinesse, die ihresgleichen sucht.«
Franziska Hirsbrunner, Radio SRF2
»Wunderbar unglamourös. [...] sehr einfallsreich und originell von Monika Lustig übersetzt [...].«
Thomas Wörtche, der Freitag