Zeit des Zorns
THRILLER UND KRIMIS
Informationen: , 14.95 €
Verlag: Suhrkamp
Rezension
Der Roman ist eine Achterbahnfahrt. Zunächst geht es langsam bergan. Ben und Chon, ein Bio-Nerd und ein ehemaliger Elitesoldat, verkaufen Dope im Surferparadies Laguna Beach und teilen sich eine Freundin, Ophelia. Es ist wie in einem Song der Beach Boys, mit leichten Irritationen allerdings. Sporadisch blitzt Gewalt auf, es gibt viele explizite Sexszenen und die Figuren sind bloße Plakate. Man kennt diese Inhalte aus den Reißern vom Bahnhofskiosk. Doch wieso werden die Sätze ständig aphoristisch zugespitzt? Und was motiviert die fortwährende philosophische Diskussion der amerikanischen Populärkultur? Noch während sich der Leser diese Fragen stellt, erreicht er den Scheitelpunkt der Achterbahn und plötzlich geht es steil bergab. Die leichte Welt der Beachparty implodiert, als Ophelia von einem Drogenkartell entführt wird. Ben und Chons Versuch sie zu retten, zeigt, dass die anfänglichen Irritationen den eigentlichen Kern des Romans betreffen, der unterhalb der furiosen Action, die nun losbricht, ganz andere Fragen stellt: Wie weit trägt die amerikanische Kultur in einer Extremsituation? Verbergen sich unter ihrem Narzissmus und Hedonismus vielleicht auch nur savages, also Wilde, wie das amerikanische Original heißt?
(bv)