Tigermilch
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Gelesen von Inka Löwendorf
Informationen: ungekürzte Lesung, 391 Minuten, 6 CDs, 19.95 €
Verlag: Argon Verlag
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Rezension
Wenn Sie dies an einem öffentlichen Ort lesen, sagen Sie bitte mal laut "Scheide". Oder "Jude". Sehen Sie? In Deutschland gibt es ein paar Wörter, die man nicht sagen darf. Solche Gedanken machen sich Nini und Jameelah, beschwipst von Tigermilch (Schulmilch, Mariacron, Maracujasaft), auf dem Weg zur Kurfürstenstraße. Dort prostituieren sie sich gelegentlich - um zu üben: "Wir müssen wissen, wie alles geht, damit uns keiner was kann." Sie sind 14, beste Freundinnen, der ganze Sommer liegt vor ihnen. Es wird der Sommer sein, in dem sie sehen, wie Jasna ermordet wird, in dem sie endlich ihre Jungfräulichkeit verlieren und in dem Jameelah darauf wartet, eingebürgert oder in den Irak abgeschoben zu werden. Wir erleben ihn aus der Perspektive von Nini, deren kleine Schwester mit elf schon ein Eierlikörproblem hat. Nini kann unfassbar naiv sein, unheimlich abgeklärt und unerwartet weise. Inka Löwendorfs Stimme ist rau wie eine Katzenzunge, das passt zu Nini. Manchmal liest sie ein wenig zu munter, zu schnell. Dafür klingen ihre Dialoge so real und lebendig, dass man kurz den Eindruck hat, sie fänden direkt neben einem statt. Den Bademeistern und Justizvollzugsbeamten der Geschichte macht sie ein schönes Berlinerisch.
(ed)