Lady Chatterley

Das Werk des englischen Schriftstellers D. H. Lawrence ist eines der Skandalbücher des 20. Jahrhunderts. Mit der Publikation ging auch der Vorwurf der Pornografie einher, was unter den Gesichtspunkten der aktuellen Medienentwicklung sicher übertrieben scheint. Doch die Dreiecksbeziehung zwischen Lady Chatterley, ihrem adeligen, gelähmten und nicht zeugungsfähigen Mann und dessen Förster schlug nicht nur in der Literaturgeschichte, sondern auch vor Gericht hohe Wellen. Mit gebührendem Abstand kann man heute eher die erotische und sozialkritische Komponente genießen. So ist nicht nur die Thematik der schwangeren Frau, die zwischen beiden Männern steht, ein zeitloses Thema.

Hannes Jaenickes raues Timbre verleiht der Geschichte die passende aristokratische Note und unterstreicht das noble Umfeld, in dem der Klassiker spielt. Das flotte Lesetempo verdichtet und verstärkt die erotischen Szenen ungemein. Durchgängig funktioniert der Stil leider nicht, denn gerade im zweiten Teil der Geschichte - wenn es hauptsächlich um die moralischen und gesellschaftlichen Fragen von Schwangerschaft, Ehe und Scheidung geht - wirken die einzelnen Sequenzen zu gehetzt. Fazit: Eine vor allem in den ersten beiden Stunden gelungene Lesung, die das "Knistern" zwischen den Geschlechtern sehr sinnlich interpretiert.