Der lange Abschied

Philip Marlowe ist ein harter Hund mit weichem Herzen. Er ist der Prototyp des ausgebufften und zugleich sentimentalen Privatdetektivs, Marke einsamer Wolf. Unbestechlich und unbeugsam, ein Mann, der von sich selbst sagt, dass er „kein Preisschild“ trägt. Und das beweist er auch in „Der lange Abschied“. Die Freundschaft eines Philip Marlowe erkauft man sich nicht, sie fällt einem zu, dann aber auch richtig. Für Freunde lässt er sich hinter Gitter stecken, zusammenschlagen und beschimpfen – zum Beispiel für Terry Lennox, einen millionenschweren Trinker unter Mordverdacht.

Bei Marlowes langem Abschied von Terry Lennox, der sich irgendwo in Mexiko auf dubiose Weise das Leben genommen haben soll, verteilt Chandler alle Puzzleteile gut sichtbar auf dem Tisch, um sie schließlich mit Bedacht zu einem (leidlich) überraschenden Gesamtbild zusammenzusetzen.

„Der lange Abschied“ ist ein Krimi der unerwarteten Wendungen, von Gert Heidenreich mit großer Routine gelesen. Heidenreich legt „seinen“ Marlowe eher sanft an, nicht schnoddrig-aggressiv. Damit liegt er auf Chandlers Linie, der Marlowe Whisky trinken, Pfeife rauchen, Schachprobleme und Kriminalfälle lösen und nur, wenn’s eben nicht anders geht, auch zuschlagen lässt – eine kultivierte Stahlfaust mit Charakter eben ...

(jr)

Terry Lennox ist ein Säufer, und das ist nicht sein einziges Problem: Seine millionenschwere Frau wurde ermordet. Die Polizei hat ihn im Verdacht. Da wendet er sich an seinen einzigen Freund: Privatdetektiv Philip Marlowe. Der Freundschaftsdienst führt Marlowe nach Idle Valley, wo die Reichen von Los Angeles sich mit Affären und Alkohol die Zeit vertreiben. Bald steckt er tief in der Tinte.