Die Berufung

"In dieser Geschichte steckt viel Wahrheit", schreibt Grisham in seinem Vorwort. Und das macht die eigentliche Spannung seines neuen Romans aus. Beängstigend realistisch beschreibt er die Manipulation einer Wahl mit schmutzigen Tricks und viel Geld. 
Jeanette Baker hat ihren Mann und ihren kleinen Sohn - beide sind an Krebs gestorben - verloren. Sie verklagt den Konzern Krane Chemical, der mit giftigen Abfällen das Trinkwasser ihrer Region verseucht hat. Ihrer Klage wird stattgegeben, der Chemiegigant zu 41 Millionen Dollar Schadenersatz verurteilt. Aus Angst vor der Präzedenz des Falles und einer Welle weiterer Klagen, geht Krane unter Führung des Firmenbosses Carl Trudeau in Berufung. Dafür gilt es, die Mehrheit der Richter des obersten Gerichts von Mississippi hinter sich zu wissen. Nur: Diese Richter werden nicht bestimmt, sondern gewählt. Trudeau heuert ein Unternehmen an, das sich verdeckt auf das Beeinflussen von Wahlen spezialisiert hat. Auf einmal steht einer kritischen und auf einen Wahlkampf nicht vorbereiteren Richterin ein Gegenkandidat gegenüber, der keine Ahnung hat, dass er nur eine Marionette ist.
Charles Brauer liest weitgehend literarisch. Wenn es die Stimmung bedarf, geht er aus sich heraus und schlägt verbal mit der Faust auf den Tisch. Eine souveräne, aber nicht bemerkenswerte Lesung.