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Über den gelungenen Einsatz von Bild und Schrift

Gerechter Zorn

Ein rein typografisch gestaltetes Cover ist nicht zwangsläufig das überzeugendste. Das lässt sich an Philip Roths Nemesis eindrücklich nachvollziehen. Auch beim letzten Teil der Rothschen Romantetralogie, von der Jedermann, Empörung und Demütigung bereits erschienen sind, folgt die Umschlaggestaltung einem Muster, das die Zusammengehörigkeit der Bände zumindest über die Typografie des Namensschriftzugs deutlich vermittelt. Das allerdings ist auch schon die einzige Qualität der typografischen Umsetzung.
Jedermann hätte die drei Worte (Vorname, Name, Titel) in ähnlicher Weise auf die verfügbare Fläche verteilen können. Was Anreiz zu typografischer Hochleistung und für Hochgenuss hätte sein können, verkümmert zum Laienspiel.

Empörung keimt auf in Anbetracht der Hilflosigkeit, mit der besagte drei Worte in drei Schriftgrößen vollkommen beziehungs- und spannungslos zueinander über die gesamte Breite des Buchumschlags gesetzt wurden. Der allzu große Zeilenabstand zerfasert das, was ein Schriftbild hätte werden können. Er steht in keinem vernünftigen Verhältnis zum Randabstand der Buchstaben – die sich ihrerseits unausgewogen zueinander verhalten. Der Betrachter sieht ROT (mit H), denn der Abstand zwischen T und H im Namen „Roth“ ist im Vergleich zu den Abständen zwischen R und O und T unausgeglichen.

Eine Demütigung und ein großes Ärgernis ist die Ideenlosigkeit, die sich in dieser faden, nichtssagenden Gestaltung und in der banalen, flachen Umsetzung der drei Worte bzw. 17 Buchstaben spiegelt. Wir können nicht wie Nemesis, die griechische Göttin des gerechten Zorns, die typografische Selbstüberschätzung bestrafen, mit der hier möglicherweise zu Werke gegangen wurde. Aber mit ihrer Begleiterin, der Göttin Aidos, empfinden wir tiefe Scham und fragen uns, warum ein Verlag seine wertvollen Texte so lieblos präsentiert.
 
Philip Roth: Nemesis. Hanser, 224 Seiten, 18,90 Euro

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