Was ein gutes Gesamtkonzept ausmacht

„Noch nie war eine Nacht so lang …“

Der Einband dieses Paperbacks zeigt ganzflächig eine verwitterte Bretterwand, die bei genauerem Hinsehen eine Tür offenbart. Man möchte gar nicht erst beginnen, darüber nachzudenken, was sie zu bedeuten hat. Denn Motive wie dieses hat man so oder ähnlich bereits -zigmal gesehen und feststellen müssen: Hier geht es um nichts anderes, als die dafür vorgesehene Fläche mit einem Bild zu füllen. Diese ideenlose Motiv-Wahl geht mit einer uninspirierten typografischen Gestaltung einher. Schrift wurde einfach nur größtmöglich auf das Bild geklatscht und gibt von oben nach unten Auskunft über Autor, Titel und Verlag. Um die Dominanz der riesigen, zentriert gesetzten Zeilen für Autor und Titel zurückzunehmen, wurde für die Schrift ein Farbton gewählt, der sich kaum von der Bretterwand abhebt.

Und was soll eigentlich diese Lücke zwischen Autor und Titel? Der Bildausschnitt, der durch diese vermeintliche Dramaturgie freigelegt wird, hält dafür keine Antwort bereit. Hier werden weder Bezüge innerhalb der Typografie hergestellt, noch lässt sich ein Zusammenspiel von Schrift und Bild ausmachen. Die horizontal verlaufende Typografie steht in einem geradezu katastrophalen Verhältnis zu den leicht nach rechts geneigten Brettern der Abbildung.

Wir stehen dieser Einbandgestaltung ebenso ratlos gegenüber wie der gesamten Buchgestaltung: der auf den schmalen Rücken gequetschten Rückenzeile, dem für die Belletristik überdimensional großen Format, der 12-Punkt-Brotschriftgröße auf 7-mm-Zeilenabstand und den großzügigen Randverhältnisse des Satzspiegels im Buchinneren. In Anlehnung an Rafael Horzon möchten wir den Verantwortlichen für diese Gestaltung empfehlen: Werft Euch aufs Bett und weint!

Peter Handke: Immer noch Sturm. Suhrkamp, 168 Seiten, 15,90 Euro