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Christian Brückner

Ein Großteil Ihrer Zeit gilt sicher Ihrem Verlag „Parlando“. Warum sind Sie, gemeinsam mit Ihrer Frau, Verleger geworden?

Es gab mehrere Gründe. Zum einen haben meine Frau und ich Mitte der 80er-Jahre in den USA gelebt und gesehen, welchen Stellenwert das Hörbuch dort im Buchhandel bereits hatte. Ein anderer Grund war der Rückzug des öffentlich-rechtlichen Rundfunks aus den bis dahin von ihm ausschließlich besetzten kulturellen Positionen – sprich: viel weniger Hörspiele und viel weniger Literatur-Programme. Und drittens: Ich habe für die ARD lange Jahre viel Zeit mit Hörspielproduktionen und Literaturlesungen verbracht. Für mich war das immer sehr befriedigend, auch wenn wir nur ein kleineres Publikum hatten, weil die Produktionen entweder zu später Stunde oder nur regional ausgestrahlt wurden. Danach wanderten sie ins Archiv und wurden nach zehn Jahren mal wiederholt. Aber dann wurden sie mit Aufkommen des Hörbuchs in Deutschland von den ARD-Anstalten ziemlich rücksichtslos an Verlage vergeben – unter anderem viele Dinge von mir.

Und das hat Sie gewurmt.

Und wie. Weil ich in den Verlagsankündigungen lesen konnte, dass man stolz sei, mal wieder Christian Brückner gewonnnen zu haben. Nur: Sie hatten mich ja gar nicht gewonnen, und ich schon gar nicht, weil ich weder benachrichtigt wurde noch ein Belegexemplar oder ein Honorar bekam. Also haben wir es lieber selber gemacht, statt uns ausschlachten zu lassen.  Ich habe als Auftragnehmer viel Gutes, viel Mittelprächtiges und viel Schlechtes gemacht, so dass ich es selbst in die Hand haben wollte. Aber es hätte keinen Grund gegeben, einen eigenen Verlag zu gründen, wenn uns nicht der Gedanke an absolute Qualität geleitet hätte – denn all das andere, was mir angeboten wurde, habe ich ja sowieso gemacht …

... weil Sie das Geld brauchten?

Na klar, das sei stillschweigend eingeräumt. Ich arbeite ja nun immer nebenbei und mache andere Sachen – auch wegen des Geldes. Auf diese Weise kann ich mit dem Verlag und unseren Produktionen kompromisslos sein, weil wir unser Publikum nicht mit etwas X-beliebigem auf den Arm nehmen wollen. Das heißt aber nicht dass, ich Werbung für Baumärkte oder Bier mache, wie mir das häufig von der Presse unterstellt wird.

Geht die Kompromisslosigkeit soweit, dass der kommerzielle Erfolg bei der Auswahl Ihrer Hörbücher nicht so entscheidend ist?

Wir denken in soweit an den kommerziellen Erfolg, als dass wir ihn natürlich gerne hätten – auch mit den Hörbüchern, von denen wir von vorneherein wissen, dass sie ein Flop werden.

Flops trotz der Marke Brückner?

Ja, sicher, denn unsere Hörbücher zielen auf kein Massenpublikum. Ich habe sicher ein nicht wankendes Publikum, das aber unterhalb der Quotengrenze ist. Ich bin Nische.

Was muss ein Autor bieten, damit er von Ihnen vertont wird?

Er muss in unseren Augen eindeutige literarische Maßstäbe erfüllen oder als politischer Schreiber interessant sein. Ich würde mich gar nicht der Mühe unterziehen, wenn ein Autor nicht etwas Neues zu erzählen hätte und zum Denken anregen würde. Die Geschichte sollte nicht den alltäglichen Unterhaltungsmustern entsprechen. Ich möchte nicht berieseln, sondern etwas bieten, was zum Zuhören reizt.

In Ihrem Programm finden sich viele US-Autoren. Woher kommt das Faible?

Um diese Frage ausführlich beantworten zu können, müssten wir uns für ein Wochenende zurückziehen. Aber gut: Ich habe eine große Bewunderung für amerikanische Autoren, die auf eine Weise schreiben, die mit der Art, wie sich die USA derzeit politisch in der Welt darstellen, nichts zu tun hat. Diese Autoren haben einen sehr klaren Blick, um auf gesellschaftliche, soziale und familiäre Verbindungen zu sehen. Die Fähigkeit, die Welt zu durchschauen und sie plastisch wiederzugeben, scheint mir in US-amerikanischen Literatur seit Jahrzehnten unglaublich und unvergleichbar ausgeprägt. Allerdings wird der amerikanische Aspekt in den folgenden Programmen nicht mehr so im Vordergrund stehen. Es gibt noch so viel, was ich gerne vertonen möchte.

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