Dirk Bach hebt ab
Und wo bleibt da die Vorbildfunktion, Herr Bach? Der muss wieder grinsen: „Ich denke, Karlsson erlaubt sich stellvertretend für uns so manche Unverschämtheit. Pippi hat die Kraft und die Stärke, die sich Kinder in manchen Situationen wünschen. Karlsson macht die Sachen, die man sich nie getraut hat. Ich glaube, Karlsson steckt irgendwie in uns allen und kann bei Bedarf rausgelassen werden. Ich glaube, ich hatte ihn als Kind immer parat.“
Und auch jetzt scheint ein Karlsson auf der Schulter des 49-Jährigen zu hocken. Geflogen wird nicht, basta – da lässt der Kölner nicht mehr mit sich spaßen. Zugleich jedoch bietet er sofort eine Foto-Alternative an und fällt spontan in die typische Karlsson-Pose: die Arme verschränkt, eine Hand am Kinn. Der Denker. Im Stehen. Mit Latzhose. Der Fotograf jubelt.
Immer aus dem Bauch heraus, das ist ganz Bachs Ding. Auch bei Aufnahmen: „Ich mach’ das alles eher spontan. Zwar lese ich das Buch einmal für mich. Aber die Figuren vorher anzulegen, das fände ich Blödsinn.“ Es gehe darum, sagt Bach, denen „auf der anderen Seite der Scheibe“ die eigene Freude am Buch zu vermitteln. „Das muss alles wirklich passieren. Und wenn dann noch von meinem Gegenüber eine gewisse Kontrolle kommt, ist das Ganze perfekt. Ich bin zwar in dieser Zeit meist ziemlich zickig, was irgendwie auch notwendig ist, um in dieser anderen Welt zu bleiben, aber trotzdem ist es immer ein tolles Miteinander und ich vertraue der anderen Seite total. Denn bei allen Freiheiten braucht es auch einen Regisseur, der mit mir meinen Weg geht.“
Auch der Weg in Sachen Cover scheint für heute gefunden: Bach improvisiert auf Teufel komm raus und posiert schließlich sogar im Liegen auf einem Tisch. Bach lacht, der Fotograf lacht, die Stuntmen grinsen.
Aber muss ein echter Bach immer lustig sein? Ginge nicht auch mal ein Thriller? Kafka immerhin hat der Kölner bereits vertont, doch „den größten Zugang habe ich nach wie vor zu Kindern, dabei ist mit dem Blaubär oder Urmel eigentlich schon Schluss mit Kinderliteratur. Rumo zum Beispiel hätte ich als Kind nicht überlebt.“
Spricht’s und wird ernst: „Ich mache das, was mir gefällt, das kann dann auch ein Thriller sein. Ehrlicherweise muss ich jedoch sagen, dass dann doch immer die etwas schrägen Geschichten bei mir landen. Aber so ist es ja meistens: Du hast etwas erfolgreich gemacht und dann werden dir im Anschluss zehn ähnliche Sachen angeboten. Aber“, und jetzt grinst der Comedian wieder, „irgendwie ist es auch toll, eine komplette Reihe zu lesen. Am besten ungekürzt, das ist das Größte. Ich muss zwar schon schlucken, wenn mir dann klar wird, dass ich 23 CDs besprechen soll – aber wenn mir dann jemand schreibt, dass er noch dreimal um den Block gefahren ist, um das Ende zu hören, obwohl er bereits in der Auffahrt war, ist das fantastisch. Auch Karlsson läuft ja über drei CDs – ein mutiger Schritt, wo doch die magische Grenze erst einmal bei zweien liegt.“
Zwei, drei, 23 – wie viele Fotos an diesem Tag aufgenommen werden, keiner weiß es so genau. Doch irgendwann ist der Propeller im Koffer verschwunden und Bach zurück im Nebenraum, um die geringelten Socken gegen die neongrünen einzutauschen. Das Buch ist eingelesen, das Cover im Kasten. Und wer weiß, vielleicht wird das ja tatsächlich der beste Karlsson der Welt.