Das Land der Menschen

 Robs sehnt sich nach Schnee – so sehr, dass es weh tut. Aber draußen regnet es, obwohl schon Dezember ist. Die klirrende Kälte, die er liebt, findet er nur in seinem Lieblingsbuch über Grönland, das „Land der Menschen“, wie es die Inuit nennen. Da sitzt eines Abends Nitta auf seinem Fensterbrett, das Mädchen aus dem Buch. Nitta weiß alles über Schnee, sogar, wie man ihn macht.

Juli Zeh erzählt ihr erstes Kinderbuch aus der Perspektive von Robs’ Hund Purzel, gleichermaßen knurrig und naiv gelesen von Tommy Piper. Purzel ist zwar nur ein Stoffhund, aber er weiß alles über Robs. Auf diese Weise ist die Schriftstellerin ihrem kindlichen Protagonisten sehr nahe. Sowohl Benjamin Meyer als auch Mira Partecke lesen ihre Rollen sehr lebendig und mit viel Freude. Was im Bilderbuch Wolfgang Nockes psychedelisch bunte Zeichnungen sind, ist im Hörbuch Thomas Gerwins gläsern kalte, verspielte Musik. Sie macht die Kälte fühlbar und passt zu Zehs Sprache, die klar und verspielt ist wie Eisblumen am Fenster.

Damit es schneit, muss Nitta einschlafen und von zu Hause träumen, von den Schlittenhunden, die übers Eis jagen, von den Fischen, die ihr Vater aus dem kalten Wasser zieht. „Ach, wäre es doch so!“ möchte man ausrufen. Und dann denkt man, während der Regen an den Fensterscheiben herunterrinnt, an die globale Erwärmung.