Das Konzert

Das "Geheimnis der Toten" besteht in Hartmut Langes Novelle darin, dass sie sich zwar in einer zur Ewigkeit erstarrten Vergangenheit bewegen, gleichzeitig aber auch einen "Blick für das Gegenwärtige" besitzen. 1986, vor über zwanzig Jahren, beschrieb Lange diesen geisterhaften Schwebezustand in einer filigranen, ungeheuer sorgfältigen, zurückgenommenen Sprache. Diese Sensibilität war jedoch auch vonnöten. Denn thematisch bewegte sich der Berliner Autor auf dünnem Eis. Waren seine Toten doch jüdische Berliner Bildungsbürger, die im 3. Reich deportiert und ermordet worden waren. Im Tod treffen sie sich jetzt wieder - wie in den Zeiten vor dem Holocaust - zu geselligen Abenden im Salon der Frau Altenschul. Auch der jung gestorbene Pianist Lewanski soll dort seine Künste zum Besten geben. Aber nicht nur die Opfer, auch die Mörder von damals hoffen auf ein Konzert Lewanskis, das sie von jenem Fluch, den sie mit ihren Untaten auf sich geladen haben, erlösen soll.

 
Charles Brauer liest Langes Erzählung so behutsam wie sie geschrieben wurde. Einen Hauch leiser, kraftloser als man es von Hörbüchern sonst gewohnt ist. Eine Spur langsamer. Ein bisschen monotoner. Das alles ist zwar kaum hörbar. Aber man spürt es doch. Es klingt nach Nebelschleiern, surrealem Wabern, irgendwie flüchtig und gespenstisch gut.

(smv)

Im Salon der Frau Altenschul trifft sich die jüdische Crème de la Crème Berlins – ausnahmslos von den Nazis umgebrachte Tote, deren postume Zusammenkünfte dazu dienen, inmitten schöner Dinge den gewaltsamen Tod im Massengrab zu vergessen. Auch die Mörder zieht es an denselben Ort; draußen vor der Tür warten sie auf Sühne. Erlösung soll von der Musik des jungen Pianisten Lewanski kommen.