Drei Irre unterm Flachdach
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Gelesen von Bastienne Voss
Informationen: gekürzte Lesung, 172 Minuten, 2 CDs, 17.95 €
Verlag: Hoffmann und Campe
Rezension
"Mit Abstand betrachtet, war - scheint mir heute - was bei uns zu Hause geschah, der helle Wahnsinn," erklärte Bastienne Voss in einem Interview. In "Drei Irre unterm Flachdach" erzählt sie die Geschichte ihrer Kindheit in Ostberlin. Voss wuchs als "Großelternkind" auf, in der Obhut von Gustav, "der im KZ resistent gegen jede Form von Ruhe und Frieden geworden war" und seiner Frau Wilma, die er an seiner "unübersehbaren Macke" großzügig teilhaben ließ. Der Großvater, "der schrullige Alte, der Tyrann und Wundertäter", den sie abgöttisch liebte und zugleich fürchtete, war die zentrale Figur ihrer Kindheit.
Zärtlich, ironisch und unwiderstehlich komisch erzählt sie vom jährlichen Ausflug ins KZ Sachsenhausen. Sowie vom immer wieder neu aufflammenden Streit mit der West-Verwandtschaft, in welchem Teil Deutschlands es sich besser lebt. Wie der Großvater seine kleine Familie mit Wutausbrüchen und "schwachsinnigen Vorschriften" terrorisiert, aber Himmel und Hölle in Bewegung setzt, wenn es gilt, seine kleine Enkelin zu retten.
Bastienne Voss' Lesung merkt man an, dass die Autorin Kabarettistin ist. Ihren Großvater, den alten Widerstandskämpfer, und ihre lebhafte, ordinär berlinernde Großmutter rückt Voss so überzeugend ins Bild, dass man sich direkt unter das Flachdach des "Irrenhauses" versetzt fühlt.