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Botschaften aus Babel: Ina Pfitzner (ipf) | Fotos: Ebba D. Drolshagen

Vom 15. bis 17. Juni 2012 trafen sich knapp 200 Übersetzer, Lektoren und andere zum Wolfenbütteler Gespräch, der Jahrestagung des Verbandes deutschsprachiger Übersetzer.

Übersetzer unter sich

Jedes Jahr im Juni machen sich die deutschsprachigen Literaturübersetzer auf den Weg ins charmante Wolfenbüttel zur Jahrestagung des VdÜ. Das „Wolfenbütteler Gespräch“ beginnt Freitagmittag im Zug und reißt bis zur Abreise am Sonntag nicht ab. Dabei ist es eigentlich zweckfrei, ist weder Konferenz noch Plenum noch Festival und doch von allem ein bisschen. Ein ganzes Wochenende gehört die Stadt uns: Wir füllen die Straßen, Geschäfte, Hotels, wir treffen uns in historischen Gebäuden, im Schloss, im Bürgermeisterzimmer im Rathaus, gehen gemeinsam laufen, besichtigen die Bibliothek, essen, loungen, machen eine Stadtführung. Es gibt Lesungen, Workshops, Vorträge und viel Geselligkeit.

In Wolfenbüttel sitzen die Übersetzer in der ersten Reihe; die oft Namenlosen tragen hier ein Namensschild. Sie richten sich ein Fest aus und unterstützen und bejubeln einander. Beim Lesefest (dieses Jahr zu Schlacht, Schlaflos, Stress, Sterben) lesen sie aus „ihren“ Texten, bekommen Applaus und Lacher an den richtigen Stellen, werden gelobt und darauf angesprochen. Wenn einer von ihnen einen Preis bekommt, wie jetzt der Mario-Vargas-Llosa-Übersetzer Thomas Brovot den Helmut-M.-Braem-Preis, dann gibt es eine schöne Laudatio, alle freuen sich und einige träumen vielleicht insgeheim von so einer Anerkennung und dem kleinen Vorsprung auf dem Konto.

Übersetzer unter sich sind privat: dramatisch in Schwarz, in Anzug und Weste, romantisch, flippig, im Mathematiker-Look. Es gibt Draufgänger, die immer auffallen, andere wählen ihre Worte genau, bleiben im Hintergrund oder kommen selbstbewusst zu spät. Eine ist mit Cappuccinoautomat angereist, eine andere strickt, ich habe mir Schuhe gekauft. Und wenn die DJs Lang & Scheidt alias Steph Morris und Katy Derbyshire bei der großen Party am Samstag zum Tanz auflegen, trinkt sich eine erst Mut an und andere sind beim zweiten Lied – Übersetzer lieben „Hit the Road, Jack“ – schon auf der Tanzfläche und schwofen bis 3 Uhr früh.

Zum Gespräch mit Katharina Hagena und ihren norwegischen und englischen Übersetzern Elisabeth Beanca Halvorsen und Jamie Bulloch kommen alle, denn welcher Übersetzer trifft schon sein Original? Es geht u. a. um einen 20-Liter-Farbeimer, über den der Übersetzer stolperte und der dem Lektorat und unzähligen Lesern entgangen war, um das kurzzeitig gekränkte Ego der Autorin, darum, wie das Buch damit besser wird. Als der Moderator Voltaires Spruch von der Übersetzung als Frau zitiert, halten wir kurz die Luft an, bis eine einwirft, dass auch schöne Frauen treu sein können.

Doch vor allem wird viel und herzlich gelacht und alle sind froh, zusammen zu sein. Die meisten werden nächstes Jahr wiederkommen. Denn hier können wir dem Alltag entfliehen, uns austauschen und Inspiration für die Arbeit holen, mit Gleichgesinnten reden, diskutieren, lachen, tanzen, flirten. Wolfenbüttel, das ist das Pausengespräch unter Kollegen, die notorisch allein arbeiten. Es ist das jährliche Klassentreffen. Ein Fest der Liebe für Übersetzer und ihre Zunft.

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