AFRIKA
Wer sind die anderen?
Über Afrika sind wir noch nicht hinweg. Im Laufe unserer Geschichte haben wir Europäer Afrikaner bewundert, gefürchtet, erforscht, bekämpft, grausam versklavt, bemitleidet, ausgebeutet und bevormundet – und übersehen dabei, dass nicht nur sie, sondern vor allem wir „die anderen“ sind.
In Joseph Conrads „Herz der Finsternis“ setzen Macht, Rassismus und ein Mangel an Beschränkungen das Hässliche und Grausame in den englischen Kolonialisten frei, die sich den Einheimischen moralisch überlegen fühlen, während sie sie quälen. Zuletzt kämpft selbst der aufgeklärte Erzähler verzweifelt um seinen Verstand.
Das Bild des „dunklen Kontinents“ ist bis in die Gegenwart erhalten geblieben. So wird Afrika von Thriller-Autoren oft als exotische Kulisse und zusätzliche Gefahrenquelle genutzt. Gut, dass immer häufiger afrikanische Autoren übersetzt und sogar eingelesen werden – hier ist besonders die Hörbuchreihe „Afrika erzählt“ aus dem Hause steinbach sprechende bücher lobend zu erwähnen. Gut, dass Chinua Achebe, Wole Soyinka und Mariama Bâ mittlerweile zum Kanon gehören. Afrikanische Autoren sind nicht nur die naheliegendste Quelle zu Afrika, sondern haben auch eine Menge über Europäer zu sagen. Über Europa sind sie noch nicht hinweg.