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Fotos: Finna Leibenguth

Finna Leibenguth

Absonderliche Oberflächen

Die Frau hinter den BÜCHER-Titelportraits heißt Finna Leibenguth. Als freie Illustratorin arbeitet sie unter anderem für die Süddeutsche Zeitung, die Welt am Sonntag und das Indie Magazin. Hier spricht sie über ihre Liebe zu interessanten Oberflächen, Zahnlücken und Harry Rowohlt.

Mit welchen Materialien arbeiten Sie?

Die Basis meiner Illustrationen ist eine ständig wachsende Sammlung von mehreren hundert Papiersorten, Stoffen, Baumaterialien und Büroartikeln. Auch wenn mir unterwegs eine interessante Oberfläche auffällt, wird sie sofort abfotografiert. Mir ist besonders wichtig, dass meine Arbeiten eine organische, warme Ausstrahlung haben, und ich versuche, die Eigenheiten und Fehler der Materialien bewusst zu nutzen. Ich bin fasziniert von Mustern, Oberflächen und Strukturen. Meine Favoriten sind derzeit Leinenpapier, Frottee und etwas sehr Absonderliches, was von einem Backpapier übrig blieb, nachdem ich eine Pizza im Ofen vergessen hatte.

Wie viele Versionen machen Sie durchschnittlich von einem BÜCHER-Cover, bevor es „steht“?

Mindestens fünf, bisher maximal elf, meistens sieben. Dem  Ergebnis geht immer ein wochenlanger Arbeitsprozess voraus. Ein Gesicht ganz exakt nachzubilden schafft nur eine Ausgangsposition; der richtige Ausdruck entsteht merkwürdigerweise erst dann, wenn die Proportionen ganz leicht verändert werden.

Was macht ein Gesicht interessant?

Grundsätzlich ist jedes Gesicht interessant. Auch ein Durchschnittsgesicht ist schon deswegen interessant, weil es die Frage aufwirft, was genau es eigentlich so durchschnittlich macht. Bei einem Portrait ist aber natürlich alles hilfreich, was deutlich vom Durchschnitt abweicht und dadurch die Person wiedererkennbar macht. Danke an alle da draußen mit schiefen Nasen, tiefen Falten, Zahnlücken, Pigmentstörungen und abstehenden Ohren! Schön, dass es euch gibt!

Welche(r) Prominente von allen, die Sie jemals collagiert haben, hat Ihnen die meisten Probleme bereitet?

Susanne Fröhlich war definitiv eine Herausforderung: Wenn jemand so viel Gewicht verliert, sehen die Augen plötzlich größer aus, die Wangenknochen treten hervor, Falten verstärken sich etc. Ich hatte Frau Fröhlich schon auf ihren aktuellen Fotos kaum wiedererkannt und bekam dann die Aufgabenstellung, sie so zu zeigen, wie sie jetzt aussieht, aber dennoch so, dass sie jeder sofort erkennt. Das erschien mir zu manchen Zeitpunkten fast unmöglich. Es gab sagenhafte elf Versionen und am  Ende trotzdem viel negative Kritik. Aber jeder darf und sollte eine Meinung haben; das ist Demokratie.

Und welches Portrait haben Sie besonders gern gemacht?

Besonders genossen habe ich Harry Rowohlt, weil ich schon als Kind ein heimlicher Fan von Penner Harry aus der Lindenstraße war – für mein damaliges Ich der Inbegriff von Rebellion und Freiheit! Großartig! Wie es der Zufall wollte, hatte Herr Rowohlt zum Zeitpunkt des Erscheinungstermins Geburtstag und bekam einen Kunstdruck von dem Portrait geschenkt, der ihm sehr gefiel. Daraufhin habe ich den ersten Fanbrief meines Lebens geschrieben, den Herr Rowohlt nach nur 4 Tagen beantwortet hat. Nun hängt also mein Portrait an seiner Wand und sein Brief an meiner, reliqiuiengleich gerahmt.

Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit?

Als ich klein war, war es mein größtes Glück, alleine in meinem Zimmer zu sitzen, zu malen und Kassetten zu hören. Mittlerweile sitze ich zwar vor einem  Bildschirm und höre Funkhaus Europa, doch das Gefühl ist das gleiche geblieben. Eine ganze Coverserie für ein Magazin illustrieren zu dürfen, ist eine große Ehre und ein Traum, auf den man jahrelang hinarbeitet. Und natürlich gibt es in meinem Alltag auch sehr viel Unglamouröses zu erledigen, das mit Gestaltung rein gar nichts zu tun hat. Trotzdem muss man es gerne tun, und zwar ständig. Ich verbringe mindestens die Hälfte meiner Arbeitszeit mit Kundengesprächen, Akquise, Betreuung meiner Onlineshops, Buchführung und Website-Pflege. Thomas Alva Edison hat es auf den Punkt gebracht: Erfolg besteht zu 1% aus Inspiration und zu 99% aus Transpiration.
 

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