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Ranga Yogeshwar

Wie kann man Kindern die Begeisterung fürs Wissen erleichtern?

Das große Problem besteht darin, dass viele Erwachsene – und das kann ich gut nachvollziehen – eine traumatische Erfahrung mit Fächern wie Chemie & Co. gemacht haben, weil bei diesen Fächern – auch heute noch – die Begeisterungsfähigkeit des Lehrpersonals sehr eingeschränkt ist. Naturwissenschaften sind häufig reine Angstfächer. Früher wie heute haben die wenigsten das Gefühl, dass diese Fächer Spaß machen, sinnlich und wertvoll sind. Man muss etwas lernen, dessen Wert man überhaupt nicht verstanden hat. Natürlich ist es nicht so einfach, einem Kind, das mitten in der Pubertät steckt, klar zu machen, dass das Lösen einer Gleichung mit zwei Unbekannten etwas ist, das Spaß machen und im späteren Leben sogar hilfreich sein kann. Wie soll man einen Bezug zu einem abstrakten physikalischen Gesetz aufbauen?

Was sollten Lehrer anders machen?

Die Vermittlungskompetenz ist ein Problem, und die Lehrpläne an den Schulen berücksichtigen zu wenig die individuelle Lebenssituation der Schüler. Ich finde es beispielsweise eine Katastrophe, dass ein unpersönlicher Physikunterricht in schlecht belüfteten Klassenzimmern stattfindet. Es gibt dennoch einige bemerkenswerte Lehrer, die das anders machen – und prompt steigen die Sympathiewerte und der Spaß am Unterrichtsstoff. Es gibt Kollegen, die gezeigt haben, dass man den Physikunterricht sogar im Schwimmbad oder am Bahnhof abhalten kann. Überdies werden Naturwissenschaften oft leider ein wenig wie eine Modelleisenbahn behandelt, bei der die Schüler immer nur die fertige Eisenbahn vorgesetzt bekommen, statt mit den Schienen, der Lok und den Wagen selbst etwas zu bauen. Wissenschaft ist mehr als das sinnlose Büffeln von bezugslosen Formeln. Wahres Verständnis entspringt aus dem persönlichen Erleben.

Ranga Yogeshwar (geboren 1959 in Luxemburg als Sohn eines indischen Ingenieurs und einer luxemburgischen Künstlerin) studierte in Aachen experimentelle Physik mit Abschluss als Diplomphysiker. Yogeshwar arbeitete am Schweizer Insititut für Nuklearforschung (SIN), am CERN sowie am Forschungszentrum Jülich. Seit 1987 hat er als Wissenschaftsjournalist für die ARD in Rundfunk und TV bislang rund 1.000 Sendungen moderiert (u.a. „W wie Wissen“, „Quarks & Co“, Wissen vor 8“ und „Die große Show der Naturwunder“).

Ist es ein prinzipieller Unterschied, ob man Wissen für Kinder oder Erwachsene vermittelt?

Erwachsene blicken oft auf schulische Verletzungen zurück. Das Wort „Physik“ erzeugt bei vielen Erwachsenen noch Jahre nach der Schule Angst und Unbehagen. Kinder sind meistens unbelasteter. Bei der Vermittlung setze ich daher auf alltägliche Neugier. Die Frage „Warum ist der Himmel blau?“ klingt zunächst „unverdächtig“. Durch das genaue Betrachten der Phänomene, durch das eigene Entdecken und Probieren stößt man plötzlich auf einen interessanten Zusammenhang. Am Ende entdeckt man implizit sogar das Gesetz der frequenzabhängigen Lichtstreuung. Durch diesen persönlichen Ansatz entsteht in uns das authentische Gefühl für den Inhalt. Im Kleinen durchlaufen wir das befriedigende Erlebnis des Entdeckens. Das Verständnis wird mit einer eigenen Erfahrung verknüpft.

Ihr Wissens-Buch „Sonst noch Fragen?“ ist ein Bestseller. Eigentlich ein gutes Zeichen, oder?

Ich weiß nicht, ob ich das an den Verkaufszahlen festmachen möchte, denn es gibt viele schwachsinnige Bücher, die auch Bestseller sind. Das Problem mit den leicht verständlichen Büchern ist, dass sie häufig inhaltliche Fehler enthalten und der direkte Bezug zwischen Thema und Autor fehlt. Bei meinem Buch scheinen die Menschen zu spüren, dass es authentisch und ehrlich geschrieben ist. Ich erzähle auch von meinen Irrtümern und Fehlern und lache über mein eigenes Versagen. Keiner soll denken, dass Naturwissenschaft etwas Gottgebenenes ist. Naturwissenschaft ist ein langer und aufregender Weg mit ganz vielen Irrwegen und Fehlversuchen. Am Ende spürt man dann die Leidenschaft, den Dingen wirklich auf den Grund zu gehen, und man wird selbst zum Entdecker.
 

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