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Interview: Tina Muffert (tm) | Fotos: Uwe Tölle

Katja Kessler

„Da liegt doch wohl ein Missverständnis vor …“

High-Heels, blaugepunktetes, schulterfreies Kleid, hochgesteckte Haare, dezent geschminkt – im Party-Outfit erscheint Katja Kessler zum Gespräch in einem kleinen Café in Hamburg-Harvestehude. Früher hat sie als BILD-Klatschkolumnistin den Promis das Fürchten gelehrt, heute spricht sie mit hörBücher über ihren ersten Roman.

Voller Energie und äußerst sympathisch redet Katja Kessler sofort mit Händen und Füßen drauf los. Anfangs allerdings nicht über ihr neustes Buch. Die Frau des BILD-Chefredakteurs Kai Diekmann sieht, dass ich schwanger bin, und ihre Augen leuchen. Gerade schreibe sie an ihrem nächsten Buch, einem schwangerschafts-Ratgeber. Denn: „Das richtige Buch habe ich während meiner Schwangerschaften nicht gefunden, deswegen schreib ich’s mir jetzt einfach selbst.“ So ist e eben. Ruhepausen sind nicht ihre Sache. Dennoch ist die 38-Jährige Mutter durch und durch und schwärmt von ihren drei Kindern Yella (5), Caspar (3) und Kolja (fast 2). Als ich damals meinen Mann bei der BILD kennen lernte, war sofort klar, dass wir Kinder wollten. An guten Tagen hätten wir gern zehn davon, an schlechten könnte ich sie kollektiv im Tierheim abgeben“, sagt sie augenzwinkernd.

  • Der Fototermin in einem Berliner Aufnahmestudio machte Katja Kessler und Barbara Schöneberger sichtbar Spaß.

Vom Dalai Lama bis Brad Pitt – sie hat sie alle getroffen. Zunächst hatte die gebürtige Kielerin Zahnmedizin studiert, startete dann aber bei der BILD eine Karriere als Klatschkolumnistin. Fast ein zwangsläufiger Schritt: Schließlich at sie sich schon während des Studiums, als sie als Kellnerin arbeitete, immer vorgestellt, was ihre Gäste wohl für ein Leben führten. Die Neugier wurde zum Beruf. Sie war auf jeder Party, jettete durch die Welt und berichtete on den Reichen und Schönen. Ihr ehrliches Fazit über diese Zeit überrascht: „Ich stand immer staunend neben diesen rasant gut aussehenden, rasant berühmten Frauen und dachte staunend: ‚Hey, ich hier? Da liegt ja wohl ein Missverständnis vor …’“ Gute Gespräche seien Mangelwa- e gewesen – dafür habe die Zurschaustellung zu sehr im Vordergrund gestanden. Aber kann man in dieser Scheinwelt etwas anderes erwarten? „Ich denke, im Showbiz geht die Gleichung doch so: Ich weiß nicht, ob ich gut bin. Aber ich sehe mich in der Zeitung, also bin ich“, erklärt sie und nippt an der Tasse Lemongras-Tee. Ein Publicity-trächtiger Skandal oder eine Affäre kann da schon helfen. Kessler sieht im Boulevard-Journalismus für viele Leser eine Art Lebenshilfe: „Ist doch ein Pflaster für die Seele, wenn eine 90-60-90-Promifrau von ihrem Kerl betrogen wird. Nicht nur ich, Gerda Müller, mit 15 Kilo Übergewicht.“

Nein, das Jet-Set-Leben vermisse sie nicht. „Das war damals schon ausgesprochen nett, aber ich bin auch nicht dafür gestorben“, berichtet Kessler. „Okay, meine Lufthansa-Senator-Card hätte ich schon gerne behalten“, gibt sie schmunzelnd zu. Aber dafür habe sie jetzt ja die Rabatt-Karte des heimischen Drogeriemarktes, „meinen Windelfreifahrtsschein“. Trotz vergünstigter Windeln und dreifachen Mutterglücks wollte sie immer arbeiten. Nachdem sie die beiden Dieter Bohlen-Biografien geschrieben hat – die zu den erfolgreichsten Biografien der Nachkriegszeit gehören – kommt jetzt ihr Erstling „Herztöne“ auf den Markt, ein spritziger Liebesroman in leichter Tonart. Kessler selbst bezeichnet ihn als „Gulaschkanone, da schwimmt alles drin, was ich spannend fand.“ Es geht um Lissie, eine Journalistin, die ins Haifischbecken der High Society eintaucht. Eine Autobiografie? „Nee, da würden ja alle beim Lesen einschlafen. Eher ein frei erfundener Tatsachenroman.“ Und auch keine Abrechnung mit der Branche? „Nein, ich würd’ mal sagen: Eine Pflegeanleitung zur Haltung von und Umgang mit Journalisten. – Apropos …!“ Sie schaut plötzlich auf die Uhr. „Ich muss los. Ins Tierheim. Meine Horde abholen.“

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