Alexandra Kamp
Zwei Wochen hat es insgesamt gedauert, bis die auf vier CDs gekürzte Fassung von Henry Millers existenziellem Selbstfindungsroman eingesprochen war. Warum gerade Miller? Der hat Alexandra Kamp schon seit ihrer Jugend beschäftigt, weil er im Bücherregal ihrer Eltern stand, ob seines Titels Interesse weckte und bei den Schulfreunden heiß diskutiert wurde.
Aber einen Zugang zu dem Buch fand Alexandra Kamp erst, als ihr „Sexus“ beim Stöbern im elterlichen Keller vor etwa einem Jahr wieder in die Hände fiel. Sie begann zu lesen, erst angeödet von Millers narzisstischem Selbstfindungstrip, dann immer mehr gefesselt von der Sprache und der Schonungslosigkeit, mit der Miller sich selbst seziert und das Ausleben seiner sexuellen Fantasien beschreibt.
„Mich hat auch die Aktualität des Ganzen fasziniert: diese Suche nach Freiheit, nach Liebe, und der Versuch, diese Dinge im Sex zu finden. Wir leben heute in einer unglaublich sexualisierten Welt. Aber das macht die Menschen nicht unbedingt glücklicher und lässt sie nicht näher zusammenrücken“, erklärt Kamp. Zudem habe sie in Millers Buch „das Potenzial gesehen, mich beim Lesen des Textes als Schauspielerin austoben und in verschiedene Rollen hineinspringen zu können – und dass es dann auch noch männliche Rollen sind“.
Alexandra Kamp wurde am 29. Dezember 1966 in Baden-Baden geboren. Nach dem Abitur besuchte sie eine Schauspielschule in New York und jobbte nebenher als Model. Ihr Filmdebüt hatte Kamp in der TV-Serie „Alle lieben Julia“ (1994). Unter anderem war sie 2001 in einer Nebenrolle in der Sci-Fi-Komödie „2001 - Durchgeknallt im All“ mit Leslie Nielsen zu sehen. Im August 2009 spielte sie die Verlobte des Kanzlerkandidaten Horst Schlämmer an der Seite von Hape Kerkeling. www.kampmagazine.com
Kamp, deren Vater und Mutter ebenfalls Schauspieler waren, hat das Schauspielern am renommierten Lee Strasberg Institute in New York gelernt. Finanziert hat sie ihr Schauspielstudium, indem sie als Model gearbeitet hat. Heute hat sie den Eindruck, dass ihr das zum Nachteil bei den Casting-Agenturen wurde: „Ich denke, sie hatten Angst, eine Rolle mit einem Model zu besetzen – dabei war es bei mir ja gar nicht Model goes Acting, sondern Actor goes Modeling.“
Sie habe es jahrelang verdammt schwer gehabt, als Schauspielerin in Deutschland Fuß zu fassen: Während sie in den USA in einem Film mit Leslie Nielsen habe mitwirken können, sei sie in Deutschland nicht einmal zu einem Casting für eine Komödie eingeladen worden. „Wenn ich ein Talent habe, dann komödiantisches Talent“, sagt sie. Das habe aber niemand gesehen.
„Und jetzt kommt der Gott der deutschen Komödie, Hape Kerkeling, und der erkennt es.“ Dass in der Öffentlichkeit die Schlämmer-Verlobte Alexandra Kamp mit dem Menschen Alexandra Kamp gleichgesetzt wird, enttäuscht sie: „Ich spiele da eine machtgierige, dumme Nuss, die so heißt wie ich und natürlich auch so aussieht. Ich habe mich in dem Film auf alle Klischees gesetzt, die ich in den letzten 20 Jahren über mich gesehen oder gehört habe. Hape Kerkeling hat’s verstanden, ein paar andere haben’s verstanden. Aber es gibt ganz viele, die sagen: oh, Gott, ist die Kamp blöd. Und das hat mich erschreckt. Ich scheine manchmal ein Bild nach außen zu vermitteln, das ich nicht nachvollziehen kann.“
Wer sich ein Bild von Alexandra Kamp abseits der Klischees machen möchte, dem sei ihre „Sexus“-Lesung, als Hörbuch oder live, empfohlen.