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Besuch beim Geräuschemacher

In den „Bibi Blocksberg“-Hörspielen wird viel geritten. Stimmt das Klischee, dass Sie das Hufgetrappel mit Hilfe von Kokosnuss-Schalen imitieren?

Nein, das geht auch ganz ohne Vitamine: Ich arbeite mit den Füßen und haue mir gleichzeitig auf die Schenkel.

Das heißt, geräuschetechnisch sind die Blocksberg-Hörspiele insgesamt recht einfache Kost?

Nur, was die Anzahl der Requisiten betrifft. Wichtig ist hier vor allem, flexibel zu sein und für die unterschiedlichen Szenen auch mal spontan eine Lösung parat zu haben. Zum Beispiel dann, wenn es um eine Schatzsuche geht. Weil ich selten genügend Kleingeld vorrätig habe, um akustisch einen Schatz darzustellen, behelfe ich mir ganz einfach mit einer Kette. Wenn ich mit der rassele, klingt das nach einer prall gefüllten Schatzkiste.

  • Rasseln mit den Ketten hört sich nach einem Griff in eine Schatztruhe mit Münzen an.

Was, außer spontanen Ideen, zeichnet einen guten Geräuschemacher sonst noch aus?

Mir hat von Anfang an geholfen, dass ich zusätzlich auch noch professionell Schlagzeug spiele. Dadurch besitze ich ein Gefühl für Rhythmus und weiß auch, wie ich diesen beispielsweise halten kann, wenn ein Filmdarsteller aus dem Bild hinausgeht und später wieder hereinkommt. Beim Hörspiel wiederum ist es so, dass ich mich auch nach der Stimme eines Sprechers richte: Wenn er komisch klingt, dann lasse ich ihn auch entsprechend komisch laufen, ich spiele quasi mit. Nur so bekomme ich den Rhythmus der jeweiligen Figur richtig mit. Man sollte also als Geräuschemacher eine gewisse Spielfreude mitbringen.

Sie haben für die Hörspiel-Klassiker „Die drei Musketiere“, „Dracula“ und „Die Schatzinsel“ ebenfalls die Geräusche produziert. War das schwieriger als bei „Bibi Blocksberg“ und „Benjamin Blümchen“?

Im Grunde nicht. Etwas knifflig waren bei „Dracula“ die Särge der Vampire, die sich öffneten. Das habe ich mit einem Hartschalen-Koffer aber letztlich auch prima hinbekommen.

Ein Blick auf den Studio-Fußboden zeigt, dass Sie über einen riesigen Fundus an Dingen verfügen, mit denen sich alle möglichen Geräusche darstellen lassen. Außer einer Kette und einem Hartschalen-Koffer: Was gehört noch dazu? Und wo besorgen Sie sich das alles?

Ich laufe ganz einfach mit offenen Augen über Flohmärkte. Wenn ich an einem Dreh- oder Kippschalter vorbeikomme, nehme ich den immer gleich mit. Auch Schlüsselbunde zum Klimpern sind stets willkommen. Mit denen kann ich beispielsweise Schmuck akustisch imitieren – sehr praktisch. Eher neu war für mich der Soundeffekt, den der Verschluss einer Bundeswehr-Feldflasche erzeugt: Er klingt beim Öffnen und Schließen wie ein quietschender Bettenrost. Zuletzt gekauft habe ich allerdings ein paar Schuhe mit Ledersohlen. Die sind neu meistens ziemlich teuer.

Warum ausgerechnet Ledersohlen?

Weil Ledersohlen kräftig klingen. Nur so kann man die damit produzierten Schritte richtig hören. Das ist heutzutage eher selten. Achten Sie einmal im Alltag darauf: Selbst bei größeren Menschenansammlungen sind kaum Schrittgeräusche zu hören, weil die meisten Leute Schuhe mit Gummisohlen tragen. Um im Tonstudio das gewünschte Schrittgeräusch zu erzielen, habe ich mir rund drei dutzend Paar Schuhe angeschafft!

Zur Person

Carsten Richter (geboren 1965) ist einer von knapp zwei dutzend professionellen Geräuschemachern in Deutschland. Mitte der 80er Jahre absolvierte er als Zugangsvoraussetzung für ein Kameraassistenten-Studium zunächst ein Praktikum in einem Berliner Synchronstudio. Dort arbeitete er für den renommierten Geräuschemacher Karsten Ray. Nach Abbruch seines Studiums machte er bei Ray eine rund zweijährige freie Ausbildung. Seit 1993 ist er als Geräuschemacher selbstständig. Seitdem hat er nicht nur für zahlreiche Kinderhörspiele („Benjamin Blümchen“, „Bibi Blocksberg“), sondern auch für die Tonspuren von über 150 Fernseh- und Kinofilmen (u.a. „Inglorious Basterds“, „Das Parfüm“) die Geräusche beigesteuert.

 

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