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Eckart von Hirschhausen

Demnach ist es gar nicht richtig, sich nur auf sein Gefühl zu verlassen?

Es wird immer gesagt: Folge deinem Bauch, folge deinem Herzen. Dabei verkennen wir, dass das Begehren in weiten Teilen auf Biologie beruht und das Zusammenleben- und Zusammenbleiben-Können vielmehr mit gemeinsamen Werten, Zielen und kulturellem Hintergrund zu tun haben.

Was ist der sicherste Faktor, um zusammen glücklich zu werden?

Gemeinsamkeiten. Das, was Menschen generell an Gegensätzlichkeiten mitbringen, reicht in der Regel voll aus. Da braucht man nicht noch jemanden aus einem völlig anderen Kontext, um glücklich zu werden. Das hat die Forschung eindeutig belegt. Man darf natürlich auch das Verliebtsein nicht verwechseln mit Liebe.

Wie ist das Verliebtsein zu verstehen?

Verliebtsein hat durchaus wahnhafte Züge und ist unheimlich energieaufwendig. Man isst nicht, man schläft nicht, man denkt an niemanden sonst als an das Objekt der Begierde. Auf Dauer wäre das mit dem Leben nicht vereinbar. Verliebt sein ist als Initialzündung zu verstehen – wer es zum Fundament erklärt, liegt fundamental daneben.

Verliebte hören gerne Liebeslieder. Welchen Stellenwert hat Musik in Ihrem Leben?

Singen und Musik gehört zu meinem Leben dazu. Ich bin mit gemeinsamem Singen groß geworden, in meiner Familie, aber auch in Jugendgruppen. Wir haben am Lagerfeuer gesessen und Gitarre gespielt. Das finde ich großartig. Eine Kultur, die es wiederzuentdecken gilt.

Wann haben Sie Musik das erste Mal bewusst wahrgenommen?

Ich bin Jahrgang 1967. Wenn wir von Berlin nach Österreich in den Urlaub gefahren sind, gab es weder einen iPod noch einen Kassettenrekorder im Auto. Wir mussten unser Entertainment selber machen, und das hieß dann, dass wir die Mundorgel rauf- und runtergesungen haben. Das fanden wir nicht alles toll, aber im Nachhinein bin ich da meinen Eltern sehr dankbar. Das ist ein ganzer Schatz an Melodien, die einem im Kopf bleiben, die man teilen kann.

Noch dazu tanzen Sie gerne. Beflügelt Sie das?

Es ist einer der direktesten Wege, Lebendigkeit auszudrücken. Es ist ein großer Irrtum unserer Kultur, dass es als besonders zivilisiert gilt, wenn man in der Philharmonie sitzt, Musik hört und dabei ganz andächtig still ist. Ich bin ja gleichzeitig auch ein Freund der Meditation und glaube, dass es für Geist und Seele eine der besten Dinge ist, die man tun kann. Aber ich wünsche mir bei klassischer Musik manchmal, dass man die Musik durch den ganzen Körper erfährt, sich dazu bewegt.

Tanzen Sie nach einer bestimmen Methode?

Es gibt eine Methode, die ich mal in einem Workshop kennengelernt habe. Die heißt „5 Rhythmen“. Die Methode geht auf eine amerikanische Tanzpädagogin zurück. Sie sagt: „Wenn du im Kopf ruhig werden willst, beweg’ deinen Körper.“ Beim Tanzen gibt es ja den Moment, wo man nicht mehr nachdenkt. Das ist eine Form der Selbstvergessenheit.

Apropos Ruhe. Ist Ihnen Urlaub wichtig?

Die Definition von Stress ist ja das, was dich selber belastet jeden Tag. Wenn ich das, was ich tue, gerne tue, brenn ich auch nicht so schnell aus. So gesehen kann ich Urlaub sehr wohl genießen, aber die Vorstellung, es ginge einem besser, wenn man drei Wochen in einer Wellness-Oase massiert würde, ist naiv.

Dr. med. Eckart von Hirschhausen (Jahrgang 1967) ist Kabarettist, Autor und Moderator – sein Programm „Glücksbringer” haben über 500.000 Zuschauer live erlebt, er war erfolgreichster Sachbuchautor 2008 und 2009. Mit Bettina Tietjen führt er durch die Talksshow „Tietjen und Hirschhausen”, seit 2010 moderiert er in der ARD „Frag doch mal die Maus”, „Das fantastische Quiz vom Körper und Menschen” und „Deutschlands Größter Gedächtnistest”. Mit seiner Stiftung HUMOR HILFT HEILEN sammelt er Spenden, um das therapeutische Lachen in Medizin und Öffentlichkeit zu fördern und Clowns in Krankenhäuser zu bringen.


Wie lange würden Sie das aushalten?

Nicht länger als zwei Tage. Spätestens nach einer Woche würde ich den Masseur anschreien und sagen: Hau ab mit dem Öl, ich kann‘s nicht mehr riechen. Entspannung ist dann gut, wenn man vorher etwas Spannendes gemacht hat.

Können Sie Urlaub denn so richtig genießen?

Ja, ich kann das sehr genießen. Ich nehme zwar immer viel zu viele Bücher mit, fahre dann aber erholt mit dem ganzen ungelesenen Übergepäck wieder nach Hause. Ich bin gerne am Meer. Ich finde Meeresrauschen noch entspannter als Hörbücher! Da wird mein Gehirn quasi durchgespült und feucht durchgewischt für neue Inspiration. Ein Großteil meiner Bücher ist auf Sylt entstanden.

Gibt es einen Gute-Laune-Tipp von Ihnen?

Fotos können helfen. Wenn man mal schlechte Laune hat, hilft es, auf Fotos zu schauen, die man in einer guten Stimmung geschossen hat. Unser Gedächtnis ist ja situativ, und wenn ich gestresst bin, fallen mir aus der Vergangenheit lauter Momente ein, wo ich gestresst war. Und umgekehrt. Wir haben über die Emotionalität den Zugang zu den Veränderungen. Ich empfehle, ein Foto von sich in guter Laune ins Portemonnaie zu tun.

Sie haben ein Foto von sich im Portemonnaie?

Ich habe kein Portemonnaie, aber auf meinem Telefon lacht mich als Hintergrund ein Foto an, mit anderen. Glück kommt selten allein. Wenn ich total genervt bin, erinnert es mich, dass ich oft auch gute Laune habe. Und automatisch nehme ich die akute Situation nicht mehr so ernst. Ich habe das Foto sogar als Bildschirmschoner auf meinem Computer. Sozusagen als Seelenschoner.

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