Jump to Navigation

Jim Rakete: „Stand der Dinge“


Ein Abschied ... Welcher der Gegenstände war am schwierigsten einzufangen?

Das Wort schwierig umfahre ich weiträumig. Aber diese Teardrop Gitarre, die Alexandra Maria Lara hält: Davon gibt es nicht so viele, seit Brian Jones sie spielte, und die letzte hatte uns Jan Fedder von den ‚Ärzten‘ vor der Nase weggeschnappt.
 
Deren Bandmanager Sie waren, früher, wie der von Nina Hagen.

Deswegen wäre es mir auch peinlich gewesen bei Jan anzurufen: ‚Kannst du mir mal deine Gitarre für ein Foto ausborgen?‘ Die Milchkanne für Eva Mattes haben wir geklaut, auf einem Bauernhof, ich gestehe es ein. Weil die so hinreißend aussieht, wie gehämmertes Silber.

Fotografieren Sie auch Schriftsteller? Genauso gerne wie Musiker oder Filmmenschen?

Natürlich. Alle Leute, die in irgendeiner Form Nachdenklichkeit in die Welt setzen, auch Erfinder oder Politiker. Das finde ich erzählenswert. Aber diese Filmleute, die suchen alle nach was. Die stellen ihr ganzes Leben auf die Spitze, wenn sie einen Film machen. Wie viele Filme kann man in den Sand setzen? Es ist wirklich ein sehr riskanter Beruf. Wenn ich mal ein Foto habe, das nicht so gut ist, dann verfolgt mich das zwar, aber es ist nicht ein so großer Misserfolg wie ein Film, der nicht funktioniert.
 
Bezieht sich denn der Titel Ihrer Bilderserie auf Wim Wenders Abrechnung mit dem Filmemachen, ‚Stand der Dinge‘. Dort scheitern alle, sterben, auch die Filmkarrieren.

Scheitern gehört zum Alltag!
 
Aber hier haben Sie nur Wichtige und Erfolgreiche fotografiert, keine Unbekannten aus den riesigen Teams hinter jedem Film. Das spricht auch Dominik Graf ziemlich provokant an, in seiner Einleitung im Bildband zur Ausstellung; er und seine Kollegen seien zu Staatskünstlern geworden, in einer versteinerten Akademie.

Einer meiner Lieblingsregisseure …

Auf Ihrem Foto haben Sie ihm die Brille abgezogen.

Eine Anspielung auf seine Brillenzitate aus Nouvelle-Vague-Filmen; Dominik sieht aus wie ein Erdmännchen! Ja, man hätte auch andere Menschen fotografieren können, man hätte alles tun können. Auch meine Bilderserie über die deutsche Filmszene hat komischerweise vorher noch nie jemand gemacht; das ist doch verrückt! Aber nach einem Jahr dachte ich, ich kriege das nie fertig! Diese Probleme mit den Terminen ... Wir haben dann gesagt, wir hören bei 100 Fotos auf.

Mussten Sie tagelang auf Zusagen warten?

Tage? Bis zu fünf Monate! Wer sich nicht zurückgemeldet hatte, ist jetzt eben nicht dabei.
 
Als letzte Frage: Gäbe es noch eine Antwort, die Sie gerne einmal losgeworden wären?

Man sollte echt mal erwähnen, dass diese Leute die Fotos wirklich verdienen! Es liegt ja nicht an den Schauspielern oder an den Kameraleuten, dass die deutschen Filme sich nicht zu ihrer eigentlichen Größe aufraffen.

Jim Rakete: Stand der Dinge. Schirmer/Mosel, 208 Seiten, 49,80 Euro

Themenwelten

Senioren, Greise, Silver Surfer

Senioren, Greise, Silver Surfer

Alte Menschen in der Literatur

Vom Eise befreit

Vom Eise befreit

Frühlingsliteratur

Über das Denken

Philosophie für Kinder

Von Geburt an Philosophen

Wer sind die anderen?

Afrika

Der so genannte dunkle Kontinent

Familiengeschichten

Vater, Mutter, Kind, Krieg

Familiengeschichten

Wirtschaftskrisenwerke

Wirtschaftskrisenwerke

Über Gier und Risiko