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Das Debut: S. J. Watson

Watson erzählt die Geschichte der Endvierzigerin Chrissie, die durch einen Unfall ihr Gedächtnis verloren hat und sich jeden Morgen aufs Neue wundert, warum sie neben einem Mann aufwacht. Jeden Tag muss sie realisieren, dass der Mann namens Ben ihr Ehemann ist und sie ein Kind hatten, das gestorben ist. Und jeden Tag fragt sie sich beim Blick in den Spiegel, warum sie zwanzig Jahre zu alt ist. Mit diesem ersten Kapitel trat Watson in der Akademie an und erntete damit die Begeisterung der anderen Kursteilnehmer. Nur – wie sollte es weitergehen? Watson bediente sich einer cleveren Erzählform, die den Leser in die Gedanken der Gedächtnislosen hineinzieht: „Chrissie sollte ein Tagebuch führen, damit sie nicht dauernd die ganzen Fragen über ihr Leben stellen muss“, erzählt Watson. Er stellte ihr noch eine Ärztin zur Seite, die beobachtet, ob das Tagebuch ihr beim Wiedererlangen des Gedächtnisses hilft. Und – schließlich sollte es sich um einen Thriller handeln – in großen Buchstaben würde im Tagebuch stehen: „Du darfst Ben nicht vertrauen!“ Schon die ersten Rezensionen lassen erahnen, dass Steve Watson der große Wurf gelungen ist. „Der beste Debütroman, den ich je gelesen habe“, schwärmt Thriller-Bestsellerautorin Tess Gerritsen, mit der sich der Debütant die Lektorin teilt. „Sie hat Tess das Skript zukommen lassen, mit der Bitte, zumindest die ersten fünf Seiten zu lesen“, berichtet Watson und fügt stolz hinzu, dass Gerritsen sein Buch nicht aus der Hand habe legen können.

„Wenn wir in einer Woche nichts von den Verlagen gehört haben, hake ich nach“, hörte Steve Watson dann von seiner Agentin, nachdem das Manuskript an etliche Verlage verschickt worden war – ohne das Geschlecht des Autoren preiszugeben, daher „S.J. Watson“. „Da das Buch aus Sicht einer Frau geschrieben ist, dachten wir, dass es scheitern würde, wenn die Menschen glaubten, es sei von einem Mann verfasst“, erklärt Watson. „Außerdem ist das Geschlecht des Autors unwichtig, da es um die Geschichte und nicht um mich geht.“ Bereits nach einem Tag riefen mehrere interessierte Verlage an, „mein deutscher Verlag hat zuerst zugesagt“, freut sich Watson, dessen Erstling nicht nur in 37 Sprachen erscheinen, sondern 2012 auch im Kino zu sehen sein wird. Ridley Scott („Blade Runner“) wird den Film produzieren, Regie führt Rowan Joffé. „Derzeit erhält das Skript den Feinschliff“, berichtet Watson, der sich allerdings nicht „großartig einmischen wird“ und sich vom Resultat überraschen lassen möchte.

Es war also tatsächlich ein Zeichen. Steve Watson hat alles richtig gemacht, als er seinem Traum und der Fügung folgte. „Wer – im vernünftigen Rahmen – kein Risiko eingeht, wird niemals etwas erreichen“, ist er sich sicher. Und gleichzeitig froh, dass „mir das alles in meinen Vierzigern passiert und nicht schon, als ich zwanzig war. In meinem Alter ist es leichter, die Bodenhaftung zu bewahren.“

S.J. Watson: Ich.darf-nicht.schlafen! Übersetzt von Ulrike Wasel. Scherz, 400 Seiten, 14,95 Euro

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