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Exklusiv: Erinnerungen von Dirk Rose

Natürlich veranstalteten wir in den folgenden Jahren noch zahlreiche Ausstellungen und Lesungen mit Janosch. Wann immer er in unserer Galerie auftrat, wurde der charmante, große, schlanke und etwas schüchtern und melancholisch wirkende Mann, der so poetisch und humorvoll zu erzählen wusste, von den Besucherinnen umschwärmt und angehimmelt.

Wir hatten uns so gut angefreundet, dass er mit uns viel über seine Pläne sprach, vor allem über seine Romane für Erwachsene. Diese waren ihm nach seiner eigenen Aussage wichtiger als die Kinderbücher, und in ihnen verarbeitete er in einer ironischen und satirischen Erzählweise seine verstörenden Kindheitserinnerungen.

Janosch wohnte damals noch bei München, kam aber seit seiner ersten Ausstellung oft in unsere Galerie. Er kündigte sich nie an. Das brauchte er auch nicht; denn die Anrufe weiblicher Fans häuften sich, und wenn am Tag mehr als zehn Damen fragten „Ist Janosch da?", dann wussten wir: Morgen würde er wohl eintreffen. In den 1970er Jahren bekamen wir manchmal Besuch von einer russischen Künstlerwitwe, die eines Tages ein Kilo Kaviar mitbrachte - lose in der Handtasche, in Butterbrotpapier gewickelt und aufgrund des langwierigen Grenzübertritts handwarm. Da trat Janosch ein, ließ sich nicht lange bitten und langte zu. Bei solchen Gelegenheiten haben wir mit ihm unsere künftigen Projekte geplant.

Bald erschienen Janoschs Bücher in immer größeren Verlagen und in vielen Ländern. Janosch wurde zum wohl bekanntesten Kinderbuchautor der Gegenwart. Er zog auf seine Trauminsel, und die Anrufe der Damen wurden seltener. Als er mich das letzte Mal in Berlin besuchte, in Begleitung eines berühmten Verlegers, stellte er vor: „Und das ist die Galerie, wo wir immer Kaviar mit Esslöffeln essen!" Der Verleger erblasste.

Auf der Insel verlor Janosch mehr und mehr die Lust, sein idyllisches Refugium für Ausstellungseröffnungen und Empfänge zu verlassen. Ich selbst wiederum war in der Zwischenzeit mit meiner Galerie nach Hamburg umgezogen, stellte zwar auch hier von Zeit zu Zeit Arbeiten von ihm aus, aber der persönliche Kontakt schlief allmählich ein.

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