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Reportage: Elisabeth Dietz (ed)

Zu Besuch bei TKKG

„Sex, drugs and Rock’n’Roll geht gar nicht“

Sie haben falsche Hellseher enttarnt und Menschenhändler überführt. Sie haben entführte Mädchen befreit und verlorene Schätze aufgespürt. Sie haben es mit Drogendealern, Erpressern und einer drei Meter großen Venusfliegenfalle aufgenommen. Dabei sind sie erst 13 oder 14. Das aber immerhin schon seit fast dreißig Jahren.

Ich wäre optisch der prädestinierte Verbrecher“, schmunzelt André Minninger und zeigt auf seine Charakternase. Er ist einer der Autoren des EUROPA-Dauerbrenners „TKKG“, die nach dem Tod des ursprünglichen Autors Rolf Kalmuczaks alias Stefan Wolf die Konzeption der Hörspiele übernommen haben. Er versucht weitgehend auf die Stereotype zu verzichten, die Kalmuczak noch pflegte. „Nicht aus moralischen Gründen. Ich fand das als Kind schon langweilig, wenn man wusste, dass der dünne Mann mit der großen Nase auf jeden Fall Dreck am Stecken hat.“

Auch Heikedine Körting hat als Regisseurin Kalmucaks mitunter unreflektierte Charakterisierung der Bösewichte in den Hörspielen abgeändert. „Warum muss der Verbrecher ein Russe sein? Das kann ebenso gut mal ein Bayer oder ein Preuße sein, die haben auch einen witzigen Akzent.“ Minninger will die Serie außerdem wieder kindgerechter machen. „Es wird nicht mehr um Immobilienspekulanten und Waffengeschäfte gehen. Das sind Themen, mit denen ein achtjähriges Kind noch gar nichts anfangen kann. Wir konzentrieren uns mehr auf Schulthemen. Klingelton-Abzocke, Tierschutz. Themen, mit denen die Kinder im Alltag zu tun haben.“

Kalmuczaks Tabus haben die neuen Autoren allerdings übernommen: „Sex, drugs and Rock’n’Roll geht gar nicht.“ Keiner der vier Freunde wird je anfangen zu rauchen. Tim und Gaby werden sich auch in Zukunft körperlich nicht näher kommen, als es für ein Küsschen auf die Wange erforderlich ist. „Die stehen immer einen Tag vor der Pubertät.“

1981 erschien bei EUROPA die erste „TKKG“-Hörspielfolge „Die Jagd nach den Millionendieben“. „Vorher hatten wir diese etwas sanfteren Serien gemacht, ‚Fünf Freunde‘ und ‚Hanni und Nanni‘“, erklärt Körting. „Die neue Serie sollte ein bisschen kesser werden, für etwas ältere Kinder.“ Die Detektivserie ist actionreich und spannend.

Gleichzeitig können sich die jungen Hörer aber darauf verlassen, dass ihre Helden auf der richtigen Seite kämpfen und am Ende das Gute siegt. Dass ihre Methoden in einigen früheren Folgen fragwürdig waren und auch mal an Selbstjustiz grenzten (wie etwa in Folge 103, „Mörderischer Stammbaum“), steht auf einem anderen Blatt und hatte in Internetforen schon für rege Diskussionen gesorgt. Von einigen wahrhaft trashigen Folgen, zum Beispiel „Vermisste Kids und Killerpflanzen” (105), mal ganz zu schweigen.

Doch die Serie hat sich gewandelt: „Die alten, umstrittenen Marotten gibt es nicht mehr in den neuen Folgen”, betont Produktmanagerin Maike Nagel. TKKG sei überdies nicht als Kult-Thema gedacht – „TKKG soll auch heute Kinder unterhalten.” Gerne auch mal skurril, aber nicht fragwürdig. Mittlerweile hat EUROPA für 21 Folgen eine goldene, für Folge 1 sogar eine Platinschallplatte erhalten. Die 171. Folge erscheint am 26. November 2010. Nächstes Jahr feiert die Serie ihr dreißigstes Jubiläum.

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