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Reportage: Marc Olschewski (mao) | Fotos: Marc Olschewski

Volker Sassenberg

Soundtüftler ohne Kompromisse

Um kurz nach elf ist es soweit: Mit der Wucht eines mittleren Erdbebens explodieren Streicher, Piano- und Keyboard-Klänge aus den mannsgroßen Lautsprechern. „Das kriegen die in Hollywood auch nicht besser hin“, brüllt Volker Sassenberg in seinem Tonstudio gegen die Höhen und Tiefen des „Gabriel Burns“-Soundtracks an.

Als die Kaffeetassen anfangen zu tanzen, stößt sich der 39-Jährige mit den Füßen ab und rollt auf seinem Bürostuhl Richtung Lautstärkeregler. Mit einer Handumdrehung verblasst der Klangteppich zur Hintergrundmusik. „So, jetzt können wir reden!“, grinst Sassenberg und lehnt sich zurück. Am liebsten natürlich über Gabriel Burns. Denn Sassenberg ist der Kopf hinter dem Projekt. Er textet, arrangiert und produziert die Hörspielserie. Mit dem unverwechselbarem Sound und den packenden Geschichten ist die Fantasy-Serie rund bislang xxxx Mal über den Ladentisch gegangen. Was ist der Grund für den Erfolg? Hörspiele liegen voll im Trend und sind mittlerweile zu einer Alternative zum Buch oder Fernsehprogramm geworden. Sassenberg ist kompromisslos in seinen Produktionen. Mit schlafwandlerischer Sicherheit und stets hochgradig ambitioniert bedient der Soundtüftler die Regler; unabhängig davon, ob er gerade an Rocksongs von Showgrößen arbeitet, sich Kinderliedern oder einer Radiowerbung widmet. Damit es so klingt wie es klingt, bauen sich ganze Orchester vor den Mikrofonen seines Studios im westfälischen Fröndenberg auf. Hörspiele in Kinoqualität – das ist sein Ding. Der Aufwand sprengt ein ums andere Mal die Produktionskosten. „Ich muss total bekloppt sein“, lacht der gebürtige Dortmunder. 

Doch der Aufwand lohnt sich: Nur so entstehen die eindrucksvollen Audiokulissen von Gabriel Burns oder Point Whitmark, einer weiteren Hörspiel Serie, mit denen Sassenberg bei den Fans punktet. Seine Produktionen sind Kassenschlager. Das weiß auch die Plattenfirma Universal Music, die die Burns-Geschichten seit einigen Jahren unter Vertrag hat. Doch der Geschmack des Publikums spielt für den Westfalen nur eine Nebenrolle. Massengeschmack bedienen? Nein, Danke! Den eigenen Ideen treu bleiben, ist sein Leitmotiv. Bereits kurz nach dem Abitur stand fest: „Ich mache Musik.“ Als Teil der Band „Ton, Steine, Scherben“ kam er mit dem professionellen Musik-Business in Kontakt. Wenig später erkannten die Plattenfirmen sein Talent als Produzent. Am Anfang standen Angebote für Remixe. „Alles Mist“, lehnte Sassenberg ab und fügt bedeutungsschwer hinzu: „Man muss im Leben eigene persönliche Entscheidungen treffen und sich dabei treu bleiben.“ Was wie eine Phrase klingt, ist für Sassenberg Programm. Folgerichtig gründete 19xx seine Firma Decision-Products – deutsch für Entscheidung. „Das ist vielleicht kindisch, aber ich fühle mich gut damit“, versichert Sassenberg. Der Einfluss von Universal auf seine Produktionen sei gering. „Im Endeffekt lassen die mich machen.“

Der Erfolg gibt ihm Recht . Ernsthaft, perfektionistisch, mitunter kindisch verspielt - das ist sein Stil. Bis zu zwölf Stunden hockt Sassenberg dann in seinem Studio, vor Reglern, Tonspuren und dem Keyboard seines Apple-Rechners. Jede Passage muss stimmen. Passen ihm Sprecher nicht, sind sie schnell raus. Persönlichkeiten, echte Charaktere verdienen seinen Respekt. Gerne hätte er einmal Schauspieler wie Mario Adorf vor seinem Mikro. „Till Schweiger bestimmt nicht.“ Das sein rabiater Stil mitunter einigen Kritikern nicht passt, ist deren Problem. Basta! „Ich weiß am besten, was wir hier leisten.“ Doch bei der Komposition der Geschichten hört er auf seinen Freund Raimon Weber. Gemeinsam legen sie fest, wie die Stories weitergehen. Schräge Charaktere, düstere Szenarien sind garantiert. Woher kommen die Ideen für all die Burns-Folgen? Während eines Urlaubs in Vancouver oder Neu England, den Schauplätzen der Serien? Fehlanzeige: „Da bin ich noch nie gewesen.“ „Wir gucken einfach, was noch nicht gelaufen ist“, antwortet Sassenberg. „Im Endeffekt drehen wir das Rad nur weiter.“

Dennoch bleibt genug Zeit für ein weiteres Projekt aus der Mystery-Ecke. „Abseits der Wege“ ist Sassenbergs neustes Werk, das eine Vielzahl bekannter Sprecher wie Timmo Niesner versammelt, die den Plot zum Leben erwecken. Niesner ist die deutsche Synchronstimme von Frodo/Elijah Wood. Das ist nicht die einzige Parallele zu „Der Herr der Ringe“. Von durchgenudelten Fantasy-Klischees wie Zauberstab schwingenden Magiern und mürrischen Zwergen ist in „Abseits der Wege“ glücklicherweise nichts zu spüren. Doch für Sassenberg ist sein Leben die schönste Abenteuer-Serie. In kommendem Jahr schlägt er ein weiteres Kapitel auf. Dann geht der Familienvater mit seiner alten Band xxxxx in Nordrhein-Westfalen auf Tournee. Fortsetzung garantiert.

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