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Reportage: Christian Blees (cb) | Fotos: Thorsten Klapsch

In „Erichs Lampenladen“

Stilvolle Einblicke in einen Palast

Wo er einst stand, befindet sich heute eine riesige Rasenfläche: Im Herzen (Ost-)Berlins fungierte der Palast der Republik ursprünglich als Repräsentationsbau für die kulturellen, kulinarischen und politischen Errungenschaften der DDR. Ein Bildband dokumentiert 20 Jahre nach der Wiedervereinigung ein besonderes Kapitel deutscher Architekturgeschichte.

1972 beauftragte die SED eine Gruppe von Architekten der DDR-Bauakademie, einen Saalbau für das Areal zu entwerfen, auf dem sich bis 1950 das ehemalige Schlossareal befunden hatte. Geplant war eine Mehrzweckhalle für kulturelle und politische Zwecke, anknüpfend an die einst in der sozialistischen Arbeiterbewegung populäre Idee der Volkshäuser. 1976 wurde der Palast der Republik (wegen der zahlreichen Leuchten im Inneren im Volksmund als „Erichs Lampenladen“ bezeichnet) feierlich eröffnet. Im April 1990 wurde in der Raumluft des Großen Saals eine Belastung mit Asbestfasern festgestellt, so dass die DDR-Volkskammer am 19. September den Betrieb aus Sorge um die Gesundheit der 1.700 Mitarbeiter des Hauses einstellte. Damals hoffte man noch, das Gebäude nach der Sanierung wieder öffnen zu können. Tatsächlich wurde im Februar 2006 mit dem Abriss begonnen.

13 Jahre zuvor, im Januar 1993, erhielt der Berliner Fotograf Thorsten Klapsch die einmalige Chance, den Palast vor dem endgültigen Aus fotografisch festzuhalten. Ohne es zu diesem Zeitpunkt zu wissen, dokumentieren seine Fotografien heute ein einzigartiges Bauwerk deutsch-deutscher Geschichte. Sie sind jetzt in einem aufwendigen Bildband erschienen. sprach mit Thorsten Klapsch über die Geschichte hinter den Bildern.

  • Der Plenarsaal der Volkskammer. Foto: Thorsten Klapsch

 

BÜCHER: Wann sind Sie zum ersten Mal mit dem Palast der Republik in Berührung gekommen?

Klapsch: Das war Anfang der achtziger Jahre, als ich als Jugendlicher Ost-Berlin besuchte. Für mich war der Palast seinerzeit eigentlich nur ein Klotz, der durch das DDR-Staatswappen am Eingang irgendwie bedrohlich auf mich wirkte und Ehrfurcht einflößte.

BÜCHER: Wie kam es dazu, dass Sie den Palast 1993 als einziger Fotograf von innen fotografieren konnten? Immerhin war er zu dieser Zeit bereits seit drei Jahren geschlossen.

Ich hatte in der Zeit unmittelbar nach dem Ende der DDR aus persönlichem Interesse schon andere Gebäude fotografiert, die vom Abriss bedroht waren, wie etwa die Bauten am ehemaligen Grenzkontrollpunkt Dreilinden. Insofern lag der bereits stillgelegte Palast nahe. Von der Oberfinanzdirektion Berlin erhielt ich schließlich die Genehmigung, im Gebäude zu fotografieren – gegen eine Gebühr von 40,26 DM pro Stunde.

 

  • Büro des Volkskammerpräsidenten Foto: Thorsten Klapsch

BÜCHER: Viel später hätten Sie nicht kommen dürfen. Zwei Monate später fiel die politische Entscheidung, den Palast abzureißen und es wurde rasch damit begonnen, die Einrichtung zu entfernen.

Ja – und für mich war damit klar, dass ich mit den Fotografien einmalige Zeitdokumente geschaffen hatte. Ein absoluter Glücksfall.

BÜCHER: Warum haben Sie so lange gewartet, die Bilder zu veröffentlichen? Immerhin sind seitdem 17 Jahre vergangen.

Ich hatte zwar ab und zu Anfragen nach einzelnen Bildern, die die aktuelle politische Diskussion hätten illustrieren können. Aber da hatten Tageszeitungs-Fotografen bessere Motive zu bieten, indem sie den Palast von außen abgelichteten. Mein Anspruch ist seit jeher ein künstlerischer: Die Motive, die ich fotografiere, sollen möglichst mit der Zeit reifen. Außerdem wollte ich mich nicht politisch für die eine oder andere Seite der Diskussion um den Abriss des Palastes instrumentiere lassen.

  • Die Leitwarte Foto: Thorsten Klapsch
 

BÜCHER: Wie groß war der technische Aufwand, den Sie getrieben haben?

Ich hatte nur meine Kamera, das Tageslicht sowie das Licht der im Palast vorhandenen Lampen. Davon gab es in „Erichs Lampenladen“ erfreulicherweise genug.

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