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Hardy Krüger

„Es zeigt die Hochachtung vor den Einheimischen, und man kommt schnell mit ihnen ins Gespräch. Ob auf dem Marktplatz, vor einer Kirche oder einem Tempel, in einem Straßencafé oder einer Hafenkneipe: Wenn man sich vor der Reise etwas über das Leben, Denken und Fühlen angelesen hat, ist man ein willkommener Gast und nicht nur ein Tourist. Meine Frau und ich haben diese Erfahrung immer wieder gemacht: Wir wurden nach einem ersten Kontakt häufi g in die Familien eingeladen, zu Geburtstagsfesten und Hochzeiten. Oder zu Ausfl ügen an Orte, die man sonst nicht zu sehen bekommt. Die Menschen öffnen ihre Häuser und Herzen, wenn sie spüren, dass man ihre Welt verstehen lernen will. Geh auf sie zu, weil sie sich manchmal nicht trauen, von selbst mit dir zu reden. Habe keine Scheu wegen Sprachschwierigkeiten. Ich habe nie herzlicher gelacht als auf Reisen, wo ich mich mit Händen und Füßen oder primitiven Zeichnungen auf einem Blatt Papier verständlich machen musste. Dieses Lachen ist die erste Brücke – es steckt an“, sagt er. Das sei auch das Erfolgsgeheimnis seiner Weltenbummler- Geschichten: Weil Menschen zu ihm Vertrauen gehabt hätten, ihn als ihren Freund und nicht als Fremden betrachteten, hätten sie ihm vor der Kamera Geschichten und kleine Geheimnisse über ihr Land und ihren Alltag erzählt, die in keinem Reiseführer stünden.

Auch mit 80 fühlt er sich noch fit genug, um weiter um die Welt zu reisen. „Zur Prüfung für die Verlängerung meiner Pilotenlizenz bin ich allerdings nicht mehr angetreten“, sagt er. „Meine Augen sind nicht mehr so scharf wie früher. Aber ansonsten fühle ich mich gesund und jung. Ich schwimme jeden Morgen, rauche seit 21 Jahren nicht mehr, trinke wenig Alkohol, esse gesund und haue täglich beim Box-Training auf den Sandsack. Nur mit dem Seilspringen für die Kondition hapert es mit dem Alter doch schon ein bisschen.“ Bei all dem, was er gesehen und erlebt hat – gibt es etwas, das sich unvergesslich in sein Bewusstsein eingebrannt hat? Die Antwort kommt spontan: „Ich habe immer die Bücher von Antoine de Saint-Exupéry geliebt. ‚Wind, Sand und Sterne‘, ‚Flug nach Arras‘ und vor allem ‚Der kleine Prinz‘. Der Autor war ja auch Pilot und kam 1944 unter mysteriösen Umständen bei einem Flug ums Leben. Als ich dann selbst einmal allein in meiner Cessna über die Anden von Chile fl og, sah ich drei kleine Vulkane unter mir. Sie sahen genauso aus wie die Vulkane auf dem Planeten des kleinen Prinzen. Saint-Exupéry hat sie sich nicht ausgedacht. Er hat sie gesehen wie ich. Dieser Anblick hat mich tief berührt und ich habe ihn nie vergessen.“

  • In einem Hamburger Studio nahm Hardy Krüger das Hörbuch seines neuen Romans „Die andere Seite der Sonne“ auf.

In seinem neuesten Buch „Die andere Seite der Sonne“ gibt es eine Passage, über die man beim Lesen stolpert. „Bisher hab ich’s noch nirgends lange ausgehalten“, heißt es da. „Bei keinem Menschen. Und in keinem Land. Ich bin älter geworden. Wird Zeit, dass ich zur Ruhe komme.“ Düstere Zukunftsahnung? Ein Anfl ug von Resignation? Altersweisheit? Rückzug in den Ruhestand? „Ach, was“, sagt Hardy Krüger lachend. „Keinerlei biographischer Bezug. Dichterische Freiheit, Gedanken eines in meinem Kopf erfundenen Mannes, der an einem Wendepunkt seines Lebens steht. Hat mit mir nicht das Geringste zu tun.“ Ein paar Seiten weiter steht da über diesen Mann, wie er sich fühlen wird, wenn er 82 Jahre alt wird – so wie der Autor in zwei Jahren. „Wie ein gut erhaltener Lümmel“. Da nickt und grinst Krüger: „Dieser Satz trifft schon eher auf mich zu.“

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