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Stefan Kaminski

Doch Kaminski ist die Stimmen- und Tonvielfalt – von proletarischen Riesen über die sexy Rheintöchter zur heiseren Stimme der geschundenen Ur-Mutter Erda – nicht genug. Er bietet seinem Publikum ein „dreidimensionales Live-Hörspiel“, das man einfach wortwörtlich gesehen haben muss, „weil ich die Figuren ja auch körperlich mit Gestik und Mimik spiele. Bei ,Bei Kaminski on Air‘ kommt es darauf an, egal was passiert, eine gute Show zu liefern, eine ordentliche Mischung aus Theater, Hörspiel und Entertainment zu bieten. Da darf dann auch mal etwas schief gehen“, betont er. Um die fulminante Geräusch-Kulisse voranzutreiben, trabt Kaminski darüber hinaus im Kiesbett, zupft mit den Händen die Zither, hämmert mit einem Meißel auf eine Steinplatte oder lässt einen Sack mit Messingschüsseln scheppern. Mit ihm auf der Bühne stehen Sebastian Hilken, der mit Kontrabass und Percussion für Dramatik sorgt, und Hella von Ploetz an der ausdrucksvollen Glasharfe. „Ich reibe mit feuchten Händen über die Glasstäbe, um die Töne zu erschaffen, die zum Resonanzsegel geleitet werden und dort die mystischen Klänge erzeugen“, erzählt die Musikerin, die ihr besonderes Instrument ohne Notenblätter spielen kann. Sie wisse genau, bei welchem Wort, welcher Stab gespielt werden muss. „Die Sounds meiner Musiker sind absoluter Wahnsinn“, schwärmt Kaminski, der 1974 in Dresden geboren wurde.

„Schon als Kind habe ich immer Geschichten gehört: Märchenschallplatten, Otto, Loriot und später kam auch Helge Schneider dazu. Als ich 15 war, hatte ich mit der Wende endlich die Chance, einen Kassettenrekorder zu erstehen. Der war im Osten unerschwinglich für mich“, erzählt er. „Das gute Stück hatte ein Doppelkassettendeck und einen Mikrofon-Eingang, sodass ich mehrere Spuren übereinander aufnehmen konnte. Zum Beispiel Meeresrauschen und einen sechsstimmigen Afrikanerchor.“ Daraus entstanden schnell fi ktive Radiosendungen und Hörspiele, die Stefan zum Radio schickte, wo 1996 seine Karriere mit der Kindersendung „Zappelduster“, die noch heute mit ihm läuft, begann. Vom Hörfunk kam Kaminski über die Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ 2001 ans Deutsche Theater Berlin. „Hier mache ich jetzt seit mehreren Jahren ‚Kaminski on Air‘ – hier erlebt man den ‚Ur-Stefan‘ und sieht mein auf die Bühne verlagertes Kinderzimmer.“ Wenn er dort nicht gerade spielt, steht er für Hörspiele und Hörbücher im Studio.

In Berlin ist er längst Kult, die Box im Deutschen Theater regelmäßig ausverkauft. Trashigen Filmstoffen wie „Der weiße Hai“ oder „King Kong“ (wird immer noch gespielt) folgte in diesem Jahr „Rheingold“. Kaminski hat den Stoff auf knapp 80 Minuten Spieldauer verdichtet, sodass „nun jeder Satz wichtig ist“ – und es geschafft, von der kleinen Box auf die größere Kammer-Bühne aufzusteigen. Mit diesem Live-Hörspiel wolle er nicht nur seine Fans locken, sondern auch Musikbegeisterte und Wagner- Fans. „Ich bin sehr nah am Original geblieben“, betont Kaminski, der Wagner sehr schätzt und ihn „respektvoll adaptieren will, mit dem Kaminski-on-Air-eigenen Charme des Selbstgemachten und einer Prise Rock ’n’ Roll.“ Nun will er den Ring des Nibelungen bis 2009 komplett machen. Am 16. Mai war Premiere von „Walküre“, im Herbst werden im Festzelt vor dem Deutschen Theater „Rheingold“ und „Walküre“ abwechselnd gespielt. Mit „King Kong“ geht Kaminski auf Deutschland-Tournee.

  • Stefan Kaminski zeigt Redakteurin Hanna Kirstein sein Skript, das aussieht wie ein „Brigitte-Strickmuster“.

Doch damit nicht genug. Stefan Kaminski steckt voller Tatendrang, möchte auf der Bühne gerne noch einen Krimi machen, einen Western – und einen Erotikfilm. „Da muss ich aufpassen, dass es nicht langweilig wird, wenn ich 90 Minuten durchstöhne“, grinst das sympathische Multitalent. Sein großer Wunsch ist es aber, ein eigenes Hörspiel zu schreiben. Als Kaminski-Solo oder Ensemble- Stück, mal sehen. Aber auch stimmlich hat der „Morpher“ noch längst nicht alles ausgereizt, glaubt er. Eigentlich kaum zu fassen, wo er doch schon so ziemlich allem, „was Redebedarf hat“ – von Prinzen, über Raumschiffe bis zu Lebensmitteln oder Radiergummis – seine Stimme geliehen hat. Kaminski möchte sein Repertoire auf jeden Fall erweitern, etwa Wagners Heldencharakteren neue Facetten geben, ohne sie allzu sehr ins Groteske zu treiben. Oder sich der absoluten Herausforderung stellen: Stimmenimitation von Politikern. Ach? „Ja, die haben doch alle heutzutage so wenig Charisma, dass so was schier unmöglich ist“, sagt er und fügt daher grinsend sein ultimatives Ziel hinzu: „Einmal Angela Merkel imitieren können.“

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