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Deutschland Deine Künstler: Herta Müller

Am kommenden Sonntag, den 6. Oktober, setzt die ARD ihre SendereiheDeutschland Deine Künstler fort. Die diesjährige Staffel beginnt mit einem persönlichen Porträt über unsere Autorin Herta Müller.

Sendetermin: 6. Oktober 2013, 23.35 Uhr, ARD

Wörter, Wortschnipsel, wohin man blickt. Es ist ein intimer, kostbarer Einblick in ihr Wohnzimmer, den uns die medienscheue Schriftstellerin exklusiv gewährt. Seit vielen Jahren macht die Nobelpreisträgerin absurde, witzige und beklemmende Wortcollagen auf Pappkartons. Es sei die sinnlichste Form des Schreibens – und die, bei der man wirklich sieht, was alles nicht klappt, sagt sie lachend. Das Wörterkleben ist aber auch eine Flucht. Eine Beschäftigung, um von sich selbst wegzukommen und von den Zumutungen des Literaturbetriebs. Denn seit dem Nobelpreis ist sie ein Star, auch wenn sie selbst mit Inbrunst sagt: „Innerlich ist das bei mir nie angekommen.“
Herta Müller ist eine der bekanntesten deutschen Schriftstellerinnen. Für ihr Werk hat sie 2009 den Nobelpreis für Literatur erhalten. Grundthema ihrer Romane ist immer wieder die Auseinandersetzung mit einem diktatorischen Regime, das den Menschen ihre Würde raubt. Eine Erfahrung, die sie als Deutsch-Rumänin zur Zeit des Ceausescu-Regimes selbst fast zerbrechen ließ.

1953 wurde sie im Banat, in dem kleinen Ort Nitzkydorf geboren, wo die banatschwäbischen Einwohner die eigenen NS-Vergangenheit nie aufgearbeitet haben, und wo die deutschsprachige Bevölkerung die Vorurteile gegenüber Ungarn, Rumänen und Zigeunern ebenso pflegte wie ihre schwäbische Tracht. „Versteint“ nennt Herta Müller Nitzkydorf. Ihr erstes Buch „Niederungen“ erzählt von diesem verwunschenen Ort und ihren schmerzhaften Kindheitserlebnissen. „Ich habe Vergänglichkeit früh wahrgenommen, ohne Worte dafür zu haben“.
Der Film begleitet Herta Müller nach Stockholm, auf die Frankfurter Buchmesse, auf Lesereise in Krakau, in Berlin, wo sie heute wohnt, stöbert die Securitate-Akte der Schriftstellerin in Bukarester Archiven auf, 3 Ordner voll Abhöraktionen, Verleumdungskampagnen, Psychoterror.
1987 verlässt Herta Müller Rumänien. Ihr Schreiben aber ist bestimmt von der Diktatur, und wie diese Menschen quält und terrorisiert auch in den persönlichsten und intimsten Bereichen des Lebens.

„Sie hat Angst vor dem Schreibprozess,“ sagt ihr geschiedener Ehemann, der Schriftsteller Richard Wagner, im Interview. Und ihr Jugendfreund Ernest Wichner meint: „Sie schreibt nur, wenn sie sich nicht mehr zu helfen weiß.“ Die Bücher, die dabei entstehen, sind immer unendlich traurig und unendlich poetisch. „Es ist Erfundenes, das schlammtief in der Wirklichkeit steckt. Ich kenne keinen Schriftsteller, der das so bewältigt hat“, meint Ruth Klüger, die in Amerika lehrende Germanistin, die als Kind Ausschwitz überlebt hat.
Schreiben als Zumutung und Bewältigung, auch der einsamen Kindheitserfahrungen in Nitzkydorf, dem gottverlassenen Dorf im schwäbischen Banat, das ist Herta Müllers Überlebensstrategie.

Am Ende des Films stellt sie fest: „Ich sage immer, nie wieder, wenn ein Buch fertig ist, aber es ist eine Art, das Leben auszuhalten. Es ist auch eine Sucht. Wär‘ ich halt Schneiderin geworden.“ Herta Müller lacht, aber man spürt dabei, etwas in ihr bleibt auf immer unerlöst. 

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