Deutschsprachige Erstaufführung in Heidelberg: Upton Sinclairs Epos "Öl!"
«Öl!» ist das US-Epos über die legendäre Zeit der Ölbarone: übers schnelle Geld und die Faszination jenes Rohstoffs, der wie kein anderer das Antlitz der modernen Zivilisation geprägt hat. Am Donnerstag, 20. Juni 2013, 19.30 Uhr findet im Theater Heidelberg die deutschsprachige Erstaufführung von Upton Sinclairs Epos statt.
Mit Gerissenheit, Ehrgeiz und Glück hat es J. Arnold Ross zum Erdölmagnaten gebracht. Sohn Bunny ist zum Erben seines «schmierigen Reichtums» auserkoren. Doch statt sich seiner Privilegien zu freuen, verbringt er jede freie Minute auf den Erdölfeldern Kaliforniens und entdeckt dort seine Sympathien für die einfachen Leute. Fortan pendelt der junge Idealist zwischen den unterschiedlichsten Sphären, ohne in einer davon je ganz heimisch zu werden: weder in den verschwörerischen Machtzirkeln seines Vaters noch im gärenden Arbeitermilieu, aber auch nicht auf dem Universitätscampus, geschweige denn in Hollywoods Glamourwelt. Zwischen allen Fronten stehend, muss er erkennen, dass das Leben ehernen Gesetzen von Habgier, Missgunst und Betrug gehorcht. Nur selten ist die Frage nach den Bedingungen für eine menschenwürdige Gesellschaft literarisch eindringlicher gestaltet worden als in der Geschichte des Ölprinzen Bunny Ross. Die Hollywood-Adaption des Romans «There will be blood» wurde mit einem Oscar für den besten Hauptdarsteller (Daniel Day-Lewis) und die beste Kamera ausgezeichnet.
«Das Buch ist ein Gigant – auch wieder 700 Seiten reines Leseglück über das, was Geld macht und wie es die Welt verändert. Auch Sinclair wird – wie Wolfe – von den Kritikern, … gern ins Reich der Zweitklassigen verwiesen. Irrtum. Das ist Literatur, die etwas WILL, nämlich uns die Augen öffnen über gewisse Zustände, und das macht sie spannend, weltläufig, faszinierend. Wenn einer wie Upton Sinclair den Literaturnobelpreis bekommen hätte, sagte schon Shaw, wäre dadurch nicht die Literatur Sinclairs, wohl aber der Nobelpreis aufgewertet worden.» Elke Heidenreich, Literarische Welt, 9.2.13
Upton Sinclair (1878–1968), in einfachsten Verhältnissen aufgewachsen, war seit seinem Publikumserfolg «The Jungle» als «mudraker» verschrien: als Schriftsteller, der mit seinen Werken Dreck aufwühlt. In den Zwanzigerjahren wurde er in Europa zum meistgelesenen US-Autor. Über «Oil!» (1927) ließ er stolz verlauten, dieser Roman «voller Abenteuer und sozialer Gegensätze» sei eines seiner «wahrsten» und am gründlichsten recherchierten Werke. Als «Öl!» bei seinem Erscheinen prompt vom Polizeichef von Boston verboten wurde, griff der Autor zu einer ausgeklügelten Marketingstrategie: Auf offener Straße verkaufte er spezielle «Feigenblatt»-Ausgaben mit der Aufforderung, die Leser mögen die als anstößig empfundenen Passagen doch selbst abdecken.
Andrea Ott, geb. 1949, hat sich als Übersetzerin englischer und amerikanischer Weltliteratur einen Namen gemacht. Für den Manesse Verlag hat sie Meisterwerke u.a. von Jane Austen, Charlotte Brontë, Anthony Trollope, Elizabeth Gaskell und Edith Wharton ins Deutsche gebracht.
ÖL!. Roman
Aus dem amerikanischen Englisch von Andrea Ott / Neuübersetzung!
Nachwort von Ilija Trojanow
Leinen mit Schutzumschlag / Erschienen am 25. Februar 2013
768 Seiten / 34,95 Euro