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Von farbenfroher Vielstimmigkeit und virtuosen Sprachzauberern

Die lyrische Matinee bildete auch in diesem Jahr den vielstimmigen Abschluss des 6. Literaturfestes Salzburg (22.–26. Mai 2013), als Alfred Kolleritsch, Steffen Popp und Kathrin Schmidt Auszüge aus ihren aktuellen Gedichtbänden präsentierten. In den vergangenen Tagen sind an die 2500 Besucher der Einladung der Organisatoren Christa Gürtler, Jochen Jung und Klaus Seufer-Wasserthal zu Veranstaltungen von rund 30 Autorinnen und Autoren gefolgt. Sie konnten sich ein eindrückliches Bild von der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur machen.

Beim Auftakt des diesjährigen Literaturfestes Salzburg in der Großen Universitätsaula präsentierte die gefeierte Schriftstellerin und Literaturwissenschaftlerin Ruth Klüger eigene Gedichte und deren Interpretationen, die im Herbst unter dem Titel „Zerreißproben“ erscheinen. Eckhard Henscheid gab hintergründige Anekdoten aus seiner Lebensgeschichte „Denkwürdigkeiten“ zum Besten und las passend zum 200. Geburtstag Richard Wagners Passagen aus seinem Buch „Verdi ist der Mozart Wagners“. Eva Menasse unterhielt mit ihrem aktuellen Roman „Quasikristalle“, einem witzigen Kaleidoskop eines modernen Frauenlebens. Und der Schweizer Dichter Christian Uetz begeisterte das Publikum mit einer seiner sprachgewaltigen wie verspielten Literatur-Performances.

Mit dem Kinderprogramm startete das Literaturfest in den zweiten Tag: Rund 200 junge Zuhörer folgten in der TriBühne Lehen KNISTER in seine Welt der Hexe Lilli. Zum SPRACH:GENUSS wurde zur Mittagszeit in die Kaffeerösterei 220 Grad geladen. Unter dem Motto „Schreibende Paare“ lasen Linda Stift und Johannes Gelich Zwischenmenschliches und Erotisches aus den Romanen des anderen und zeigten, wie unterschiedlich man über Beziehungen erzählen kann. Nachmittags stellte Alexander Nitzberg bei der unterhaltsamen wie anregenden Präsentation seiner Neuübersetzung mit Michail Bulgakows bissiger und böser Novelle „Das hündische Herz“ Weltliteratur im Café Mozart vor.

Literatur zwischen Erfindung und Wahrheit

SPRACH:WELTEN gab es am Donnerstagabend in den Kavernen 1595 zu entdecken: Robert Seethaler präsentierte mit „Der Trafikant“ über das Wien der späten 1930er Jahre ebenso ein Stück österreichischer Geschichte wie Robert Schindel, der in seinem Roman „Der Kalte“ über die ‚Waldheimjahre‘ zwischen 1985 und 1989 erzählt. „In der Erfindung liegt ein Moment möglicher Wahrheiten“, ist Büchner-Preisträgerin Felicitas Hoppe überzeugt. Sie stellte ihre gefeierte Traumbiografie „Hoppe“ vor.

Über die Sehnsucht vom Fliegen und Wege in die Unerhörtheit

Auch der dritte Tag des Literaturfestes Salzburg startete mit dem Programm für junge Leserinnen und Leser: Die preisgekrönte Autorin Ursula Poznanski begeisterte im Toihaus Theater ihre Zuhörer mit ihrem aktuellen Thriller „Die Verratenen“. Bei der literarischen und kulinarischen Verköstigung zur Mittagszeit wurde mit Gudrun Seidenauer und Wolfgang Wenger einem Salzburger Schriftstellerpaar eine Bühne geboten: Im voll besetzten Café des Hotel Auersperg sprachen sie über das Leben und das Schreiben unter einem Dach.
„Entsprechend dem heimlichem Motto ‚Rausch und Ekstase‘ garantieren die Debüts von Saskia Hennig von Lange und Teresa Präauer sicher die intensivsten wie kurzweiligsten Leseerlebnisse“, versprach Moderator Paul Jandl am Freitagnachmittag in der Bar der Blauen Gans. Kunstvoll gehe Hennig von Lange in ihrer philosophischen Novelle „Alles was draußen ist“ den existentiellen Fragen des Lebens nach. Und Präauers kluges wie heiteres Buch „Für den Herrscher aus Übersee“ über Kindheitsträume und Lebensweisheit sei eine Schule des Fliegens, Entzifferns und der ständigen Verkehrung.

Rausch und Ekstase

Am Freitagabend wurde in das Theater im KunstQuartier zu „Rausch und Ekstase“ geladen, dem heimlichen Motto des Literaturfestes. Im ersten Teil stellte der Orientalist und Schriftsteller Navid Kermani Lebensmomente des Ekstatischen vor und las Auszüge aus seiner Huldigung „Das Buch der von Neil Young Getöteten“, in dem er einmal mehr Fragen der Theologie, Kunst und Existenz auf faszinierenden Weise verbindet. In der anschließenden Diskussion mit Felicitas Hoppe, dem Philosophen Konrad Paul Liessmann und dem Regisseur Claus Peymann wurde u.a. der Frage nach Rausch und Ekstase als künstlerische Erfahrungsmöglichkeit nachgegangen. Zu später Stunde durchmaß die großartige Lucy McEvil mit ihrer Band die literarische und musikalische Bandbreite von Rausch und Ekstase und stellte im Weinarchiv der Blauen Gans Heiteres und Frivoles von Leonard Cohen bis Stephan Eibel Erzberg vor.

Von farbenfroher Vielstimmigkeit und virtuosen Sprachzauberern

Mit Robert Kleindienst und Peter Truschner stellten am Samstag zur Mittagszeit zwei Absolventen der Universität Salzburg ihre aktuellen Werke im ICT&S Center vor. Truschner las aus seinem wortgewaltigen und mitreißenden Thirty-Somethings-Roman „Das fünfunddreißigste Jahr“ und Robert Kleindienst zeichnete mit Auszügen aus seinem Buch „Nicht im Traum“ eine präzise und eindringliche Geschichte über Tod und Verlust. Der Nachmittag im republic galt dem Universum der Gebrüder Grimm: Musikalisch begleitet von GitarristSigi Schwab lieh Cornelia Froboess herrlich farbenfroh Tieren wie Menschen der Grimm’schen Märchen ihre Stimme.

Die Bühne am Samstagabend gehörte den Sprachzauberern Péter Esterházy und Ben Becker: Esterházy entführte die Zuhörer in sein Spiel mit den Identitäten, das er in seinem aktuellen Roman „Esti“ virtuos und mit viel Witz auf die Spitze treibt. Ben Becker widmete seine Performance Gedichten und Balladen aus der Sammlung „Der ewige Brunnen“, die er musikalisch begleitet von Yoyo Röhm eindrucksvoll inszenierte.

Es wäre schön, kein Schriftsteller zu sein: Hommage an Gerhard Amanshauser

Gerhard Amanshauser (1928–2006) waren anlässlich seines 85. Geburtstags mehrere Programmpunkte gewidmet: Neben dem filmischen Porträt „Reisen im eigenen Zimmer“ von Bernhard Braunstein und David Gross wurde der Salzburger Schriftsteller mit einer Hommage in der Galerie Welz gewürdigt, bei der sich Sohn Martin Amanshauser sowie Walter Kappacher und Christoph W. Aigneran den verstorbenen Autor erinnerten. Zitate aus dem Tagebuchband „Es wäre schön, kein Schriftsteller zu sein“ waren an Schaufenstern in der Stadt nachzulesen.

Das 7. Literaturfest Salzburg findet von 21. bis 25. Mai 2014 statt.

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