Freud
BILDER UND WELTEN
Informationen: , 19.95 €
Verlag: Knesebeck
Rezension
Freud erscheint aus heutiger Perspektive ein wenig lächerlich. Die Psychoanalyse gilt weithin als Pseudowissenschaft, Konzepte wie der den Frauen unterstellte "Penisneid" wirken absurd. Corinne Maier und Anne Simon versuchen weder diese Lächerlichkeit zu überspielen noch geben sie ihr Freud preis.
Simon zeichnet ihn als Karikatur. Werden seine Studienjahre - die Erforschung der Geschlechtsorgane der Aale ("Faszinierend!"), die Experimente mit Kokain ("Ich habe es an mir selbst getestet!") - noch in einem dokumentarischen Stil erzählt, nehmen wir seine Umgebung später durch seine Augen wahr. Ein Stück Blumenkohl wird zum Gehirn, die Pilze am Wegesrand wachsen sich zu Phalli aus. Die Grundstimmung ist heiter.
Maier lässt Freud in Aphorismen sprechen. Die psychoanalytische Methode? "Man muss zuhören können." Eine geeignete Pädagogik? "Erziehung ist ein unmögliches Unterfangen, ebenso wie das Regieren und die Psychoanalyse." Seine wichtigsten Fälle - Anna O., Dora, der Rattenmann - werden herausgehoben und erläutert. Wir lernen Freud als einen einfühlsamen, humorvollen und experimentierfreudigen Menschen kennen, der sorglos die eigenen Prinzipien verrät, indem er etwa sich selbst und die eigene Tochter analysiert. Seine Kritiker setzt Anne Simon ihm auf die Schultern. Sie haben gute Argumente. Die vorliegende Biografie ist amüsant und vielseitig, vor allem aber ausgewogen.
Die Judenverfolgung zwingt Freud 1938 zur Emigration. Obwohl er in Wien "das Gehirn der Welt" sieht, fühlt er sich in London wohl. Er sei nicht wirklich tot, sagt Freud zum Abschied, denn er habe seine Ideen in alle Winde zerstreut.
Kurzbeschreibung
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