Jimmy Corrigan. Der klügste Junge der Welt
BILDER UND WELTEN
Informationen: , 39 €
Verlag: Reprodukt
Rezension
"Ein Rührstück in anschaulichen Piktogrammen" nennt Chris Ware dieses Buch. Der Zeichner gilt als pathologisch bescheiden. Es gehört zu jenen, in denen man noch nach Jahren Details und Zusammenhänge entdeckt, die neue Bedeutungsebenen aufreißen. Protagonist ist Jimmy Corrigan, ein schüchterner, frühzeitig gealterter Mittdreißiger. Die Kollegin, in die er verliebt ist, verachtet ihn, seine Mutter kontrolliert aus dem Altersheim heraus jeden seiner Schritte. Sein Leben findet in Tagträumen statt, und der Leser bemerkt oft erst spät, auf welcher Ebene der Realität er sich befindet. Dieser Jimmy trifft zu Thanksgiving zum ersten Mal seinen Vater. Dieser sieht Jimmy ähnlich und lebt ein ähnlich tristes Leben, nur überspielt er seine Unzulänglichkeit mit übertriebener Jovialität und schmierigen Witzen. Sympathisch erscheint er aus der Perspektive seiner Adoptivtochter Amy, die auftaucht, als er nach einem Autounfall ins Koma fällt. Amy ist schwarz und selbstsicher und nimmt sich Jimmys an. Auf einer anderen Ebene erzählt Ware die Kindheit von Jimmys Großvater James, dessen Vater ihn nicht nur unausgesetzt demütigt, sondern auch die schwarze Haushälterin verführt und entlässt, als sie schwanger wird. In Piktogrammen, Sequenzen kleiner quadratischer Bilder, Bastelanleitungen und Lexikoneinträgen zeigt Ware die Momente, die in Geschichten sonst nicht vorkommen. Blicke, die nicht erwidert werden, unangenehmes Schweigen, Gesten, die ins Leere gehen. Diese stillen, statischen Bilder entfalten ihre volle Wirkung erst mit der Zeit und im Zusammenhang. Dies ist ein ungeheuer komplexes und schönes Buch, das langsam gelesen werden will.
(ed)Kurzbeschreibung
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