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Paco Roca

Kopf in den Wolken

BILDER UND WELTEN

Informationen: , 18 €

Verlag: Reprodukt

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Redaktion

Leser

Rezension

Früher hat Emilio eine Bankfiliale geleitet. Jetzt verwechselt er immer häufiger Gegenwart und Vergangenheit, manchmal erkennt er die eigenen Kinder nicht. Sein Sohn ist mit der Pflege des Vaters überfordert und gibt ihn in ein Heim. Dort trifft er auf Juan, einen ehemaligen Radiosprecher, der nur noch wiederholen kann, was andere sagen, auf Modesto, dessen Alzheimer-Erkrankung sein ganzes Leben auf einen Augenblick reduziert hat, auf Doña Sol, die seit Jahren verzweifelt nach dem Telefon sucht. Roca zeigt das Heim als saubere, sonnendurchflutete Tristesse, deren Bewohner scheinbar nur noch vor sich hin vegetieren. Ganz anders ist Emilios Zimmernachbar Miguel, der "alles besorgen kann" und sich die Zeit mit kleinen Scherzen auf Kosten der Dementen vertreibt. Er möchte alles aus seinen letzten Jahren herausholen: "Uns steckt man nicht mehr ins Gefängnis." Der gerissene Alte stiehlt wie ein Rabe, kümmert sich aber auch liebevoll um Emilio, als seine Krankheit schlimmer wird. Denn nichts fürchten die Altersheimbewohner so sehr, wie "nach oben" gebracht zu werden. Dort leben die Patienten im Endstadium, danach kommt nur noch der Tod.

2008 wurde der 1969 geborene Paco Roca für "Kopf in den Wolken" mit dem nationalen Comic-Preis des spanischen Kultusministeriums ausgezeichnet, 2012 kam die Verfilmung des Comics in die Kinos - leider nur in Spanien. Die Graphic Novel ist so erfolgreich, weil Roca sich dem größten Schrecken des Alters, dem allmählichen Verlust der Fähigkeiten und Erinnerungen, die einen als Person ausmachen, humorvoll nähert und dennoch nichts beschönigt. Er erzählt zugleich herzlich und schonungslos. Die Bilder, mit denen er die Hilflosigkeit angesichts des fortschreitenden Verfalls, aber auch die kleinen Siege zeigt, sind voller Witz und Empathie. Mühelos wechselt er in die Köpfe der Alten und zeigt uns die Vergangenheiten, in denen sie leben, unerreichbar und manchmal sogar glücklich, während die Gegenwart um sie herum verschwindet.

(ed)

Kurzbeschreibung

Wenn seine Gedanken wandern, ist Emilio wieder der Leiter einer Bankfiliale, in Wirklichkeit aber verbringt der stille Pensionär seine Tage in einem Altersheim. Die Ausflüge in seine Vergangenheit sind Symptome der Alzheimerkrankheit, die Emilio vor den Ärzten und Pflegern so gut es geht zu verstecken versucht. Auf die Patienten, die sich nicht mehr selbst versorgen können, wartet nämlich die geschlossene Abteilung für demente Fälle – die letzte Station. Gemeinsam mit anderen Patienten – dem eigensinnigen Miguel, der mit kleinkrimineller Energie dem Heimalltag trotzt, Doña Rosario, die glaubt, im Orientexpress gen Istanbul zu reisen, und dem Ehepaar Dolores und Modesto, denen Alzheimer nur noch eine gemeinsame Erinnerung gelassen hat – nimmt Emilio den Kampf gegen das Vergessen auf. Mit feiner Beobachtungsgabe, leisem Humor und viel Empathie blickt Paco Roca auf Menschen, die zumeist ein Leben abseits der allgemeinen Wahrnehmung fristen.


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