Schlafzimmer. Innen. Nacht. Drehbücher evozieren Bilder und lassen Dialoge durch imaginäre Räume hallen. Diese Textgrundlagen aller Dreharbeiten sind ebenso unabdingbar wie von Kinogängern unbeachtet - oder von Verlagen. Doch wegen ihres großen Erfolges (u. a. die Goldene Palme der Filmfestspiele von Cannes) gehört Michael Hanekes Ehetragödie "Liebe" jetzt zu den wenigen Filmen, die man lesen kann. Illustriert mit Szenenbildern und Originalseiten zieht auch diese Version in das dunkle Apartment des alten Paares hinein, in Vertrauen, Verfall und Mord. Dem Ende folgt ein Essay über Liebesvarianten im Werk des radikalen 70-jährigen Regisseurs, das von Film- und Gesellschaftskritiker Georg Seeßlen verfasst wurde.
(jv)
Der Filmemacher, der sein Drehbuch veröffentlicht, gibt seinem Publikum mehr als einen Schlüssel in die Hand. Er lädt es in einen inneren Raum seiner Arbeit ein. Worin besteht die Arbeit eines Filmemachers wie Michael Haneke? Inmitten digitaler Bilderstürme und medialer Auflösung der Wirklichkeit schuf er ein Kino, das etwas zu sagen hat. Über den Menschen und die Welt, in der er lebt. Und über das, was ihr fehlt. Die Liebe möglicherweise. Neben dem Drehbuch zum Film „Liebe“ enthält dieser Band Teile des Storyboards, Filmstills mit den Schauspielern Emmanuelle Riva, Jean-Louis Trintignant und Isabelle Huppert sowie einen Werkessay von Georg Seeßlen. So entstehen Zugänge zu einem Oeuvre, dessen Ziel man nur mit einem Wort beschreiben kann: Wahrheit.
"Eine Geschichte, die einen ganz leise und ohne großes Aufhebens bis ins Mark erschüttert." Susan Vahabzadeh, Süddeutsche Zeitung, 21.05.12